Dorf Enders / Ust-Karaman / Село Усть-Караман.ru
 
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Hungersnot

Hungersnot in Wolgagebiet 1921/1922.

Selo/Dorf: Ust-Karaman/Enders in Russland

Es war eine schwere Hungersnot in Sowjetrussland, welche fünf Millionen Menschenleben forderte und Bauern zu Kannibalismus als einzige Lenin wurde schließlich von mehreren Ereignissen  überzeugt, seine Innen- und Außenpolitik zu überdenken und verabschiedete am 15. März 1921 die „Neue Ökonomische Politik“.
Die Hungersnot verhalf zu einer Öffnung Russlands: Lenin erlaubte schlussendlich Hilfsorganisationen, Hilfe ins Land zu bringen.
Die erste Hilfsladung, die 600 Tonnen an Hilfsgütern enthielt, wurde im September 1921 in London verschifft. Das erste Versorgungszentrum wurde im Oktober in Saratow eröffnet.
Die Hungersnot in der Ukraine und an der Wolga hat im Jahre 1921 ein so großes Ausmaß angenommen, dass sogar Maxim Gorki einen Aufruf an die Weltöffentlichkeit richtete und um Hilfe bat. Die kam auch von verschiedener Seite. So auch von Deutschland, das selbst nach dem verlorenen Krieg große Probleme hatte (s. Foto „Brüder in Not“). oben zu sehen

Das Rote Kreuz beauftragte Fridtjof Nansen, den berühmten Polarforscher, in seiner Eigenschaft als Flüchtlingskommissar des Völkerbundes Hilfe für die Hungernden in Russland zu organisieren. Er reiste nach Russland und was er dort sah, erschütterte ihn zutiefst. Nun wollte er den Völkerbund zur Hilfe einschalten, der aber zögerte. So ergriff er persönlich die Initiative, bereiste viele Länder, hielt Vorträge und trommelte so viel Geld zusammen, dass er zu einem großen Teil zur Linderung der Hungersnot beitragen konnte.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/12/Victims_of_the_1921_famine_in_Russia.jpg/800px-Victims_of_the_1921_famine_in_Russia.jpg


Opfer der Hungersnot in Busuluk, in der Nähe von Saratow= Erstellt: 1. Januar 1921


170.000 Russlanddeutsche sollen allein 1920 und 1921 an der Wolga verhungert sein. Die Hungersnot in jenen Jahren hätte womöglich noch viel mehr Opfer gefordert, hätten nicht Angehörige und Freunde in den USA mit Spenden und Hilfsaktionen geholfen. Hilfsgüter werden über die zugefrorene Wolga transportiert. Foto: Hoover Institution Archives

http://www.ornis-press.de/index.php?rex_resize=220w__famine_caravan.jpg

*
aus Briefen, die "Die Welt-Post" im Jahre1921- 1936 veröffentlicht waren :

Die Welt-Post, Thursday, 13 July 1922:

 

Der Kirchenvorstand von Enders bescheinigt hiermit, dass wir in den Monaten Januar, Februar und März Lebensmittellieferungen für ältere Menschen, schwache und kranke Menschen unserer Gemeinde erhalten haben. Im Namen der Menschen, denen geholfen wurde, haben wir Der Kirchenvorstand dankt Ihnen für die Unterstützung, die wir bisher erhalten haben. Der Kirchenvorstand bittet Sie, allen Spendern unseren Dank für ihre mitfühlenden Gaben der Liebe auszusprechen und als Beweis dafür, dass die Geschenke erhalten wurden, schreiben wir dies offen in den amerikanischen Zeitungen. Möge Gott alle segnen, die an diesem Samariterwerk teilhaben, und aus deren Herzen diese Worte zu hören sind: 'Ich war hungrig .... das hast du mir angetan.'
Der Kirchenrat von Enders, Vorsitzender Schneider,



Treuhänder und Hilfsprediger A. Mühl, 17. Mai 1922 Diese Übersetzung wurde freundlicherweise von Hugh Lichtenwald zur Verfügung gestellt.
Die Welt-Post, Thursday, 18 January 1923
Der Kirchrat Enders bestätigt hiermit, dass es 5 1/2 Sendungen des Essens für den April, Mai, Juni und Juli dieses Jahres vom Nationalen lutherischen Rat für den Ältlichen, schwach und krank der Gemeinschaft von Enders erhielt.
Im Namen der Gemeinschaft und aller drücken diejenigen, die, der Kirchrat unterstützt wurden, sein tiefstes dank aller Spender sowie Dr Ernsts und jedes aus, und jeder schloß mit den Nahrungsmittelprodukten ein, und wir fragen, dass dieses Dankschreiben in den amerikanischen Papieren veröffentlicht werden; kann Gott, reich Sie für Ihre Liebe segnen.

Pastor Rothermel
Schulmeister: A. Muhl
Vorsitzender des Kirchrats: Ch. Schneider
Kirchratsmitglieder: Heinrich Schneider, Joh. Rusch

am 20. Juni 1922

Die Welt-Post, Thursday, 15 March 1923:


Kirchspiel-Dorf Krasnoyar. Die Listen zeigen 163 Personen, die im Stande waren, Kleidung zu erhalten. Küster Wegelin prüfte nach, dass der Vertrieb richtig war.
Kirchspiel Osinowka. In Reinhard eine Liste 103 wurden gegeben kleidend. Liste unterzeichnet dadurch: Ch. Nahrungen und Lehrer W. Wagner. In Lipowkut (Urbach) 350 Artikel der Kleidung wurden für den Vertrieb erhalten. Vertrieb-Komitee: J. Goldmann, J. Pfister, J. Mattheis. In Schaefer wurden 17 Artikel der Kleidung verteilt. Die von Kirchratsmitgliedern H unterzeichnete Liste. Gerber, Hermann und Ertel.
Podstepnaia (Rosenheim). Die Liste zeigt einen Vertrieb von 131 Artikeln der Kleidung. Chariman Velde.
Swanarewkut (sind Stahl Karaman). Ein Bündel von 77 Artikeln der Kleidung wurde verteilt. Sekretär G. Klautz prüfte die richtigen Empfänger und den Vertrieb nach.
Die Welt-Post, Thursday, 10 May 1923:



Die Leute nahmen mich froh vom Dorf bis Dorf. Überall fand ich, dass die Kirchführer und Brüder gewissenhaft waren und selbstlos sein und aufrichtig bereit sein, zu helfen, die Hilfe zu denjenigen zu tragen, die Bedürfnis ertragen. Überall spannten sie Pferde an und vertrieben mich aus dem Haus, um, zu den Hütten des verarmtesten, der Witwen und Waisen ebenso sogleich zu hausen, wie sie mich vom Dorf bis Dorf nahmen. Auf meiner Hin-und Rückfahrt untersuchte ich persönlich die Dörfer von Krasnoyor, Rosenheim, Enders, Fischer, Paulskaya und Kano. In Enders, Paulsayai und Kano, in additon zum Verteilen des Essens, verteilte ich 25 Dollar, die Paket kleiden. Ich machte individuelle Pakete, jedes von 12 Stücken der Kleidung, und verteilte sie zu 12 Familien.
*
Die Welt-Post, Donnerstag, 24. Mai 1923



Pastor J. Seydlitz aus Paulskaya an der Wolga Bericht an den Nationalen Lutherischen Rat Der folgende Bericht betrifft nicht nur meine Pfarrei Paulskaya, sondern auch einige der benachbarten Pfarreien die derzeit keinen Pastor haben. Es betrifft die folgenden Gemeinden und / oder Dörfer: Paulskaya (Paulskoi, Nieder Monjou, Beauregard, Cano), Boaro (Boaro, Ernestinendorf, Philippsfeld), Rosenheim (Rosenheim, Enders, Schwed, Stahl), Reinhardt (Reinhardt, Reinwald, Schaefer, Schulz, Urbach), Krasnoyar und die Gemeinde Thelausa. Insgesamt 18

Gemeinden.Rosenheim



Der Kirchenrat bestätigt mit herzlichem Dank, dass er von Herrn Beschorner 70 Pfd.St. für die Alten, Armen und Kranken des Dorfes erhalten hat, die an dieselben verteilt wurden. Jeder einzelne Empfänger dankt nicht nur dem Nationalen Lutherischen Rat, sondern auch seinen Arbeitern und den Wohltätern, die die Geschenke gespendet haben. Der Kirchenrat bittet Sie, diese Worte des Dankes an die Presse zu richten, damit die Spender auch wissen, dass der lutherische Rat mit all seinen Mitarbeitern ihre selbst auferlegte Pflicht zur Zufriedenheit der lokalen Bevölkerung wirklich erfüllt hat.
Vorsitzender: Felde
Mitglieder:Jung,Fritz,Ad. Ott,Horst
Sekretärin: Müller

1. Oktober 1922

 


Die Welt-Post, Thursday, 20 April 1922

https://volga.domains.unf.edu/colonies/enders

Krasnojar
22. März 1922 

An den Nationalen Lutherischen Rat        Sehr geehrter Pastor Ernst:

Ich bedanke mich hiermit bei allen Bürgern der Gemeinde Krasnojar, die von ihren treuen Kameraden in Amerika Spenden von Pastor Ernst erhalten haben.
Peter Wegelin, Küster der Gemeinde in
KrasnojarPokrowsk ( Engels ), 12. März 1922: Wir, die unterzeichnenden Mitglieder des Kirchenrates, die Mitglieder des Schulrats und einige Mitglieder der lutherischen und reformierten Gemeinschaft

Engels

eröffneten die von der Gemeinde durch den Pastor Ernst erhaltenen Geschenke . Unser Vorsitzender, Johannes Lich, holte sie am 18. Februar ab. Herzlichen Dank von Herzen. Wir haben den Inhalt auf 318 Stück festgelegt. Ich bestätige dies unter dem Siegel der Kirche und spreche allen Spenderinnen und Spendern im Namen der oben genannten Mitglieder meinen herzlichen Dank aus und unterschreibe mit allem Respekt und Ehre, Johannes Lich, Vorsitzender, Mitglieder des Kirchenrates: Johann Arnhold, Jacob Beller, Kunstman, Scheuermann, Schulratsmitglied, Johann Krauss, Für Gemeindemitglieder: Adolph Wolfram.

Schriftlicher Dank an den Nationalen Lutherischen Rat

Der Kirchenrat von Reinhard sendet im Namen der Gemeinde

Reinhard

folgenden schriftlichen Dankesantrag:
Am 1. März dieses Jahres wurde Kleidung vom Nationalen Lutherischen Rat durch unseren Schulmeister Wagner verteilt. Der Kirchenvorstand dankt hiermit ganz herzlich und auch dem Dank der Alten und der Kinder, die mit Tränen in den Augen ihre Gaben angenommen haben. Wem gehört der Dank? Vor allem zu Gott, von dem gute und vollkommene Gaben kommen und dessen Barmherzigkeit noch kein Ende hat. Auch hier ist Seine Ehre.

Aber wir bedanken uns auch herzlich bei unseren geschätzten amerikanischen Brüdern, die zur Linderung unserer Not und Not beigetragen haben. Gott wird es dir zurückzahlen, denn was du einem dieser geringsten meiner Brüder getan hast, hast du mir getan.
Insbesondere danken wir auch Pastor Ernst im Namen unserer Brüder. Er kam in diesem Land des Elends zu uns, um die Verwundeten zu heilen. Alles, herzlichen Dank und "God Repays !!" Wenn wir jedoch bedenken, was alles für uns aus Liebe getan wurde und noch zu tun ist, dann müssen wir sagen wie in den Psalmen: Es ist ein Wunder Gottes, vor unseren Augen vollbracht.
Vorsitzender des Kirchenrates Spindler,
Sekretär Lutz
und 10 weitere Unterschriften für die Mitglieder

Diese Übersetzung wurde freundlicherweise von Hugh Lichtenwald zur Verfügung gestellt.

7- BEVÖLKERUNG Wolgadeutschen im Januar 1922
Hinweis des regionalen statistischen Amtes.

Marxsstadt, 1. März 1922  d. Enders  (Ust-Karaman)                          

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe = 265.Bevölkerung -1226 . Hunger Zahl über 16 Jahren 728.Geboren wurden 70, starben im im Jahr 1921 = 192 vom Verlag.
Dieses Zertifikat, Engels im Archiv der Wolgadeutschen im April 2007 entdeckt, ist es das wichtigste Rechts Dokument bisher bekannt und spiegelt das Ausmaß des Hungers in der AONP 1921

170.000 Russlanddeutsche sollen allein 1920 und 1921 an der Wolga verhungert sein. Die Hungersnot in jenen Jahren hätte womöglich noch viel mehr Opfer gefordert, hätten nicht Angehörige und Freunde in den USA mit Spenden und Hilfsaktionen geholfen.

http://www.ornis-press.de/vor-90-jahren-hungerbriefe-aus-russland.1477.0.html

„Unter solchen Umständen ist es sehr schwer zu leben“
Nach den Hungerjahren an der WolgaDie Schule von Frank hat die Zeiten überdauert .Johannes Wagner blickt zurück auf die Hungerjahre. Als er im Februar 1924 an seine Verwandten in den USA schreibt, scheint er wieder Fuß gefasst zu haben in Frank, jener Siedlung an der Bergseite der Wolga unmittelbar an dem Fluss Medveditza. Wagner war erst wenige Jahre zuvor in den 1767 gegründeten Ort gekommen - ein Rückkehrer aus Amerika.
Frank, 29. Februar – An Adolph Wagner in Culbertson, Nebraska –
Lieber Bruder Adolph samt allen unseren Anverwandten in Amerika! Deinen werten Brief haben wir richtig und mit Freude erhalten. Habe den innigsten Dank dafür.
Diesen Brief schreibe ich zwar an Dich, aber Du kannst ihn den anderen Geschwistern vorlesen, denn ich kann nicht an alle schreiben, weil es zu viel kostet. Geld kann man sich keins im Hause halten, weil es jeden Tag billiger wird. Wir haben Zeiten, wo kein Kopek im Hause ist. Frucht ist vorteilhafter, weil die Frucht mit dem Goldrubel steigt. Überhaupt ist hier eine Berechnung mit dem Geld, daß man nicht klug daraus wird.
Die Kleider sind so rar und die Preise so hoch, daß manche Leute fast nackt gehen. Meine Frau und Töchter spinnen schon vom frühen Herbst an Flachs zu Kleidern, Hosen, Binschack usw, denn „selbst gesponnen und gemacht, ist die beste Bauerntracht“. Kaufen kann man der hohen Preise halber nichts, dann hält es auch nur kurze Zeit. Unter solchen Umständen ist es sehr schwer zu leben.
Kommt man zu einem Handwerker wie Schneider, Schuster, Schmied oder Holzmann und hat etwas zu machen, so heißt es: Getreide will ich dafür haben. Ich selbst mußte 105 Pud Getreide als Steuer legen. Und so geht`s überall; da muß man immer Frucht geben, trotzdem die Ernte nicht sonderlich war. Aber zum Leben haben wir doch genug. Gott sei es gedankt; es ist ganz anders wie in den Hungerjahren. Im Herbst haben wir drei Schweine geschlachtet und auch einige Schafe, und wollen zu Ostern wieder ein Schwein schlachten, von denen wir über Winter 7 Stück hielten.
Du willst auch wissen, ob ich Bretter habe für der Mutter ihren Sarg. In diesen Sachen war ich sorgfältig, da hatte ich schon vor dem Kriege dafür gesorgt, denn man weiß nicht, was alles kommen kann. Im Herbst hatte ich auch dem Vater sein Haus umdecken lassen, wofür ich dem Decker auch 24 Pud Getreide geben mußte. So muß nun nach und nach manches repariert werden, weil in den armen Jahren alles unterblieb, daß alles zerlumpt und baufällig ist. Im Frühjahr gedenke ich an den Ställen anzufangen, sie zu reparieren.


http://www.ornis-press.de/unter-solchen-umstaenden-ist-es-sehr-schwer-zu-leben.1478.0.html

Hir ein Buch von ;

Franz Jung "Hunger an der Wolga" 1922 Der Mali Verlag/Berlin über Stadt Marx, und nah Dörfer.

Er  war ein  deutscher Schriftsteller, Ökonom und

Politiker aus Deutschland  und hat es selbst  der Hungernot gesehen Herbst-Winter 1921 an der Wolga Frei zum lesen hier  das Buch 51 Seiten  Russische Hungersnot von 1921–1922, auch bekannt als Genozid
  https://t1p.de/mzuz

/ Голод 1921-24: © 2001-2016 АРХИВ АЛЕКСАНДРА Н. ЯКОВЛЕВА

























































https://www.alexanderyakovlev.org/almanah/inside/almanah-doc/1023513

https://www.alexanderyakovlev.org/almanah/inside/almanah-doc/1023519

https://www.alexanderyakovlev.org/almanah/inside/almanah-doc/1022445

Hunger - Голод 1922

In: Deutsches Vaterland. Österreichs Zeitschrift für Heimat und Volk der Auslandsösterreicher. 5. Jg. 1923, September–Oktober–Heft, S. 179-185.
(Фишер О. Экономическое положение немецких колоний в Нижнем Поволжье в первой половине 1922 года)


https://t1p.de/ch36

Детский дом (приют) Непрочитанное сообщение Ludmila N » 

Просмотрено : Ф.Р-865. Оп. 1. Д. 36
Дополнительно сообщаем, что информация о месте нахождении детских домов в деле «Списки детей, находящихся в детских домах 1, 2, 3, 6, 8 Области немцев Поволжья на 1920 -1922 гг.» отсутствует. В деле «Акты, списки воспитанников детских домов областного отдела народного образования на 1920 – 1921 гг.» имеются списки воспитанников Суслинского ,Либентальского, Усть-Караманского, Теляузского ( частичный ) детских домов.


И.о. директора С.А. Гоцко
Начальник отдела использования и публикации документов О.Е. Скучаева

Голод-Hungernot 1930-34  : © 2001-2016 АРХИВ АЛЕКСАНДРА Н. ЯКОВЛЕВА

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1016428

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1016430

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1016553

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1016576

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1016977

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1016980

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017034

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017200

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017225

hier oben ging es um Wolgadeutsch Rep.

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017432

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017458

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017464

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017465

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017467

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017468

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017469

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017471

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017472

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017475

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017476

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017477

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017484

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017489

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017670

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017694

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1017743

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1024659

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1024915

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1024972

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https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1025845

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1025874

https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1025876

Landschaft Wolgarepublik:
https://www.alexanderyakovlev.org/fond/issues-doc/1020434

*

Die wirtschaftlichen Mißstände der deutschen Bauern an der Wolga. Von Joseph Keßler

– In: Klemens. Ein katholisches Wochenblatt. 1. Jahrgang, 1897/98, Nr. 18-23.

Hungersnot-ab 1896
Nun begann eine Reihe von Mißernten, die sieben Jahre lang dauerten und an die sieben unfruchtbaren Jahre Ägyptens erinnerten.

https://wolgadeutsche.net/bibliothek/klemens/Kessler_Joseph_Die_wirtschaftlichen_Missstaende.pdf

№ 453

Энгельс, 21 июля. По телеграфу. Хлебный поток на элеваторы принял грандиозные размеры. Одни за другими идут обозы им. Тельмана — ответ колхозников Немреспублики на клевету германских фашистов. За одну пятидневку, с 15 по 20 июля, на ссыппункты сдано 3389 ц — больше, чем за 2 декады (с 1 по 20) июля 1932 г.

15 643 ц приняли элеваторы республики к 20 июля. Впереди Марксштадский кантон, сдавший уже 7333 ц зерна. За ним идет Мариенталь — 3194 и Зельманский — 1622 ц.

Марксштадский кантон сдал на 2728 ц больше, чем на 20 июля в прошлом году, Мариентальский — на 2345, Покровский — на 891, Зельманский — на 647 ц.

В ряде кантонов развернулась массовая косьба, молотьба, сдача пшеницы альбидум.

Л. Лерд    https://istmat.info/node/43642

Hier unter Hunger Lob vom Nachbarn Dorf SCHWED

Известия. 1933. 12 июля.

№ 448

Мы, колхозники колхоза «Новый путь» с. Швед Марксштадского кантона Немреспублики, находимся в самом разгаре уборки хлебов. Убрали 886 га ржи. Уборку пшеницы окончим в 5 дней.

Мы, немецкие крестьяне Республики Немцев Поволжья, в нынешнем году особенно усердно работаем на колхозных полях. Сев провели лучше, чем в прошлые годы, отчего урожайность в этом году будет гораздо выше. Мы получим хорошие результаты своего труда.

Мы глубоко возмущены наглой клеветой германских фашистов на наши колхозы. Нас, конечно, эта клевета не введет в заблуждение. Мы под руководством нашей большевистской партии и нашего любимого вождя т. Сталина одерживаем на колхозном пути победу за победой.

Мы хотим показать трудящимся Германии, являющимся нашими братьями, терпящим иго капиталистов, помещиков и кулаков, подлинную картину нашего положения, наши трудности и наши перспективы на будущее время.

Наш колхоз засеял осенью 866 га ржи. Весной текущего года мы обработали 2271 га, из них одной только пшеницы 1450 га. В нашем селе 350 хозяйств.

На одно хозяйство, следовательно, приходится около 9 га посева. Кроме того, каждый колхозник имеет в среднем 1 га овощей, так что на каждое хозяйство приходится 10 га. До коллективизации немногие из нас имели такой посев. Многие вовсе не имели никакого посева. Коллективизация, следовательно, превратила прежних безземельных крестьян в колхозников, имеющих большую площадь земли и достаточно орудий производства.

Урожай в этом году будет немалый, несмотря на неблагоприятную погоду.

Во время уборки и после нее мы прежде всего выполним обязательства перед пролетарским государством. Затем мы распределим продукцию на заработанные трудодни. По нашему расчету выходит, что распределим на трудодень по 5 кило зерновых.

Среди нас теперь уже много ударников, имеющих 150—200 трудодней. После уборки они будут иметь 300. Чем больше трудодней, тем больше получат колхозники центнеров хлеба. Но это только касается зерновых, у нас же имеются немалые посевы бахчевых культур, имеются свои собственные огородные посевы. С колхозных посевов мы получим много овощей, картофеля и т.д. Помимо того от продажи своих колхозных продуктов мы выручим большие деньги. У нас имеются подсобные предприятия, дающие колхозу большой доход.

Таким образом, помимо зерновых и других продуктов натурой, каждый колхозник получит деньгами за свои трудодни. Наш колхоз не лучший в кантоне: во многих колхозах имеется до 20 га и выше посева на хозяйство.

Благосостояние наших колхозников неуклонно растет. В этом году число коров возросло на 20 %. После уборки хлебов мы полностью реализуем лозунг вождя т. Сталина — «ни одного колхозника без коровы». Прежде, чем мы достигли таких успехов, пришлось преодолеть много трудностей — кулацкие элементы вредили колхозу, губили рабочий скот, немало лошадей погибло от их рук. Мы недавно исключили из колхоза за преступное обращение со скотом Готлиба, Кремер, исключили и других вредителей за воровство семян. Теперь с помощью политотдела произвели чистку колхоза от вредительских элементов, зорко следим за скрытым врагом. Дисциплина и порядок в колхозе улучшаются изо дня в день. Перед нами открываются самые лучшие перспективы на будущее. Осенью вспашем 1000 га зяби против 171 га прошлого года. Площадь озимых увеличим на 1000 га. Непрерывно увеличивается строительство: в нынешнем году мы построили 5 амбаров, большой Дом колхозника. В каждой полевой бригаде воздвигнуты постройки. К 1 сентября достроим новый большой курятник, заложим шоссе в 4 км. Наши детские ясли будут заново устроены, чтобы поместить в них 500 детей. Под руководством коммунистической партии и присланных ею политотделов мы непрерывно идем в гору зажиточной жизни. Необеспеченность, имевшаяся среди нас до коллективизации, ныне исчезла.

Наша борьба и борьба трудящихся Германии направлена на одну и ту же цель — установление власти рабочих и крестьян во всем мире. Мы думаем, что с укреплением нашего колхоза мы помогаем скорейшему достижению этой цели. Мы не можем спокойно смотреть, как страдают наши братья по классу под фашистским игом.

Мы приглашаем германских безработных и рабочих прислать в наше село 15 детей, которых мы беремся полностью содержать и хорошо воспитать. На наших огородах растет достаточно овощей для них, наши 240 коров дают в изобилии молока. Нам нужна рабочая сила в колхозе, и мы могли бы принять в колхоз и дать работу двадцати разорившимся трудящимся крестьянам Германии.

Вот наша жизнь в колхозе, который еще не из лучших в кантоне. Мы живем неплохо, перед нами великая будущность.

Подписали колхозники колхоза «Новый путь»:

Генрих Христ, Альтергот Траут, Гоппе, Карл Готлиб, Гитте, Боргард, Давид Граф, Гремер, Герман Гоппе, Дилль, Давид Альтергот, Герд Елена, Елена Альтергот, Доротея Христ, Эмилия Христ, Дергаф Кремер, Граус, Айрих, Егар и др. 
 

istmat.info/node/43635

https://istmat.info/node/43642

Hungenot:

https://istmat.info/node/25411

https://istmat.info/node/24985

https://istmat.info/node/24986

https://istmat.info/node/24976

https://istmat.info/node/24975

https://istmat.info/node/24973

https://istmat.info/node/27285

https://istmat.info/node/24984

Столовая для голодающих в городе Покровске (ныне Энгельс), 1923 год
Фото: ТАСС  

https://sun9-18.userapi.com/5GNZ6JbaG-YBmUozQMTRJ-IrNvoJ-O7oqrydlg/yGa6E_le1To.jpg

 
Тяжелое положение складывалось в Республике немцев Поволжья:
https://sun9-71.userapi.com/V5nM6axUzd4DLdzzgksJxzkwfTx6GuvJus2TrA/-i3JzQkh4II.jpg

В одной лишь Республике немцев Поволжья умерло около 10 процентов населения — порядка 48 тысяч человек, а еще 70 тысяч человек попросту уехали из региона.

https://wolgadeutsche.net/library/item/710

1886

Mißernte. Große Not.

1920

Mißernte in den Kolonien.

  *
Während der Grossen Hungernot 1922 machen sich Tausende -(2000 geschätzr im Jahr 1926) nach  in das Land Ihrer Vorfahren.Das war ein schwerer Weg mit vielen Todesopfern. Die  jenigen ,die  nicht den Strapazen erlagen,fanden Unterschlupf in deutschen Flüchtingslagern.
Zum Beispiel  hier ein Link

https://www.hauptarchiv-bethel.de/fileadmin/Hauptarchiv_Bethel/downloads/Wolgakinder-in-Bethel-Kuhlemann-Hildegard.pdf


Hildegard Kuhlemann  Wolgakinder in Bethel

"Am 27. April 1922, vormittags um 11 Uhr, wurde der von Berlin in den Bahnhof in Bielefeld einlaufende Personenzug mit hellem Posaunenklang empfangen ... Es mußte wohl ein vornehmer Gast sein, der da so feierlich empfangen wird! Aber. weht aus der 2. Klasse stieg er aus, auch nicht aus der 3. Vor einem Wagen 4. Klasse drängten wir uns zusammen. Kinderköpfe schauten aus seinen Fenstern. Es waren die ,Russenkinder', die Schwester Frieda v. Bodelschwingh1 aus dem Flüchtlingslager bei Frankfurt a. O. geholt hatte. ,Russenkinder' nennen wir sie, weil sie aus Russland kommen. Und doch kann man mit ihnen deutsch reden. Sie stammen von den deutschen Ansiedlern an der Wolga ... "
So beshreibt Missionsinspektor Trittelvitz, der damalige Leiter der Betheler Offentlichkeitsarbeit, die Ankunft der ersten Wolgakinder in Bielefeld. Mit der anschließenden Straßenbahnfahrt nach Bethel fand eine Odyssee ihr vorläufiges Ende.

WoIgaregion
Im Zarenreich war die Wolga die wichtigste Wasserstraße für den Handel Russlands mit dem Orient. "Mütterchen" nannten die Russen liebevoll den breiten Strom. Das Wolgadelta mit der Hafenstadt Astrachan war schon eine blühende Handelszone. Es fehlten Siedlungen endang des Flusslaufs im mitderen Bereich der Wolga zwischen dem oberen Teil bei Saratow und der heutigen Stadt Wolgograd. Zar Peter der Große wollte die Südostgrenze Russlands gegen die nomadisierenden Steppenkrieger wie Tataren, Kasachen und Kalmyken mit einer Schutz-zone aus angesiedelten Bauern sichern. Da er für die Besiedlung aus den eigenen Völkern nicht genug Menschen herbeischaffen konnte, wollte er für die Landwirtschaft Bauern aus dem Ausland anwerben. Dazu erließ er 1702 ein Berufungsmanifest, in dem er den nach Russland kommenden Ausländern Religionsfreiheit und andere Vorrechte in Aussicht stellte. Das zu besiedelnde Gebiet umfasste 28.000 km2 4 und lag etwa 500 km landeinwärts von der Wolgamündung am Kaspischen Meer. Da, wo der Fluss eine Biegung nach Nordosten macht, lag auf einer Länge von etwa 500 km das vorgesehene Land. Bisher hielten sich dort vereinzelte Gruppen von Kalmyken un\i Tartaren sowie umherziehende Händler auf. Zuerst ließen sich im benannten Wolgagebiet Menschen aus Georgien und Serbien nieder.


Deutsche an die Wolga
In ihrem berühmten Manifest vom 22.07.1763 5 garantierte Zarin Katharina die Große 6 außer Religionsfreiheit, Befreiung vom Militärdienst und freier Auswahl der Ländereien im vorgesehenen Gebiet auch weit-gehende Zoll-und Steuerfreiheit, zinslosen Kredit und Reisegeld, freies Saatgut sowie Selbstverwaltung der neuen Siedler. Nun machten sich auch deutsche Bauern aus Hessen, dem Rheinland, der Pfalz und dem Lübecker Raum auf die beschwerliche Reise an die neuen Siedlungsgebiete an der Wolga. Die erste Ansiedlung von Deutschen erfolgte am 29.06.1764; meist kamen sie aus Südwestdeutschland, der ursprünglichen Heimat der Zarin Katharina. Al:!i. bevorzugtes Werbegebiet wurde besonders die Weinbaugegend um Mainz und weniger an der östlichen Wiesenseite, angesiedelt. Die durch die deutschen Lande ziehenden Werber priesen ein fruchtbares Gebiet entlang der Wolga an, welches auf die Bewirt-schaftung durch die Bauern wartete. Die Wirklichkeit sah anders aus: Weite unerschlossene Steppe, die noch überhaupt keine Landwirtschaft gesehen hatte.. W" endlich aber ging unsere Fahrt mitten in die Steppe hinein, und wir sahen jetzt keine Spur eines Weges mehr ... Unsere Verwunderung ging aber bald in Staunen und Schrecken über, als man uns sagte, daß wir am Ziel unserer Reise wären ... soweit das Auge reichte, außer einem kleinen Walde nichts als fast drei Schuh hohes, größtenteils verdorrtes Gras ... ,Das also ist das Paradies ... !' sagte einer meiner Leidensgefährten mit trauriger Miene. ,Es ist das verlorene, guter Freund,' antwortete ich ihm."7 Gleichwohl bestand der Boden unter der Steppenlandschaft aus sehr fruchtbarer Schwarzerde, aus der die neuen AnSIedler gute Erträge zu erwirtschaften verstanden. "Durch deutschen Fleiß war aus den weiten Steppen an der Wolga in mehr als hundert JalJren ein blühendes Land geworden. Der überaus fruchtbare Boden bedurfte keiner Dünung. Meilenweite Weizenfelder brachten reichste Ernten.'" Nach schwierigen AnfangsjalJren bauten die Neuankömmlinge Häuser aus Lehm oder Holz. Das Innere der J3.l1;\lernstuben unterschied sich kaum von denen in Deutschland. Alles befand sich in einem Raum: Bett, Schrank, Tisch, Bänke, Kochstelle, Geschirr und Kleidung.9 Für den Zeitraum 1764-1767 werden dort ca. 8.000 Familien mit ca. 29.000 Personen, bis 1864 ca. 190 Siedlungen und Tochterkolonien gezählt. Die Amtssprache wurde deutsch. Die Selbstverwaltung wurde von Saratow aus geführt. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges lebten dort etwa 700.000 Wolgadeutsche, davon 500.000 evangelisther und 200.000 katholischer Religion. Die Wolgakolonien umfassten um 1920 Hunderte von kleinen Dörfern, die manchmal nur aus einem oder zwei Höfen bestanden.

Lage der Emigranten .

Schon 50 Jahre nach Siedlungsbeginn ließ die ständige Landaufteilung an die männlichen NachfalJren die Parzellen zusammenschrumpfen und damit unrentabel werden. 100 Jahre nach dem Manifest von Zarin Katharina 11. wurde die Leibeigenschaft der russischen Bauern aufge-hoben. Um Russland ausreichend militärisch schützen zu können, wur-de die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Diese sollte auch für Kolo-nisten gelten. Als direkte Folge gab es eine erste Auswanderungswelle nach Brasilien, Argentinien und in die Vereinigten Staaten von Ameri-ka.IO Die Situation der deutschen Siedler wurde immer unerträglicher. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914/15 wurden die kriegspflichtigen Deutschen von den Russen als Feinde in den eigenen Reihen betrachtet: Die deutsche Muttersprache wurde verboten; es wurden keine Briefe mehr an Deutsche zugestellt; deutsche Feldprediger wurden nicht an die Front gelassen. Als deutlichste Konsequenz wurden alle deutschen Soldaten im russischen Dienst "von der Westfront entfernt und in den Kaukasus geschickt ... Wie Sklaven wurden sie behandelt ... Und Tausende gingen zugrunde".l1 Durch die Verwaltungsreform der Rotarmisten, eine Folge der Russischen Revolution 1917, edUeiten die Wolgagebiete Kommissare, die erst einmal lernen mussten, mit der Eigenverantwortung und der Selb-ständigkeit der Kolonien angemessen umzugehen. Als Folge gab es Unruhen, Pogrome und andere Drangsale gegen die Deutschstämrni-gen. Durch Inflation, Misswirtschaft und Missernten entstanden Hungersnöte. Daraus folgte, dass sich die Bevölkerung durch Verschleppung, Verhungern und Auswanderung um die Hälfte reduzierte. Die Zustände in Russland 1921/22 wurden von verschiedenen Zeitzeugen beschrieben: "Ihr habt die deutschen Dörfer zweimal, 1921 und 1933 12 ausgehungert und die Deutschen zu Tausenden in die~ Gefängnisse gesteckt und umgebracht ... "13 "Nichts aber hörte die Offentlichkeit von dem stillen Verzweiflungskampf und den schier unmenschlichen Leiden der ... deutschen Kolonisten in Russland".14 Der Chronist schrieb von Hunger, Angst vor Folter und Gefängnis. Seit 1918 berichtete er über Vertreibung, Zerstörung, Misswirtschaft und Missernten: "Die Mißernte 1920 brachte unsere Kolonisten in die schwierigste Lage".IS Es herrschte schon das dritte J:tßr Hunger. Brot wurde versteckt, damit es die Soldaten nicht fanden und wegnahmen. 1920/21 war ein Viertel der dortigen Bevölkerung verhungertl6. "Die Not ist so groß, daß man es nicht auf Papier beschreiben kann ... wenn wir nicht fortkommen von hier, dann müssen wir alle verhungern."17 Aus dem Ausland, auch aus Deutschland, wurde versucht zu helfen. "So hat allein der Verein der Wolgadeutschen [m Berlin] bis 1922 durch das Rote Kreuz für Mk. 9.176.373,50 Leb.ensmittel in 5 Transporten seinen Landsleuten zukommen lassen."18 Uberlegungen wurden ange-stellt, die Versorgungslage vor Ort zu verbessern. Man dachte auch an Waisenhäuser für die übrig gebliebenen Kinderl9. Diesen Gedanken verwarf man aber schnell wieder, weil nicht einmal die Versorgung mit Lebensmitteln, geschweige denn Betreuung oder Bildung in Russland sichergestellt werden konnten.


Remigration

Die Zustände im Süden Rußlands werden anschaulich geschildert in der Zeitschrift "Wolgadeutsche Monatshefte".2o Für die Ukraine ist dort zu lesen: "Herbstanbau ist wegen Mangel an Saatgut nicht zustande gekommen, die Winterversorgung ist in Frage gestellt .... Dr. Breuer, der Leiter der Expedition des Deutschen Roten Kreuzes,21 sagt in seinem Bericht, daß ,im Falle des nicht rechtzeitigen Eintreffens ausgiebiger Hilfe eine Hungerkatastrophe droht, deren Ausmaß nach den Erfah-rungen des unglückseligen vergangenen Winters das Dagewesene wo-möglich noch übertreffen werde.' ... Die Choleraepidernie ... ist glücklicherweise im allgemeinen als erloschen zu bezeichnen. Dagegen wütet nach wie vor der Unterleibs typhus, das Fleckfieber und stellenweise die Malaria."22 Für die Wolgaregion liest man weiter: "Ganze Familien seien vor Hunger ausgestorben, von vielen nur ein bis zwei Kinder übriggeblieben. "23 Uber die erste Gruppe wolgadeutscher Kinder, die Bethel erreichte, schrieb Friedrich v. Bodelschwingh24 1922: ,,Die Kinder sind zum Teil seit fast sieben Monaten unterwegs. Ihre Eltern haben so lange in ihren Heimatdörfern an der Wolga ausgeharrt, bis die Nahrungsmittel verbraucht waren. Dann haben sie ihre letzten Pferde oder Kühe verkauft und mit dem Erlös den Weg durch Russland angetreten. Die lange Reise wurde in Viehwagen zurückgelegt, deren Weiterführung von einer Station zur anderen nur dadurch erreicht wurde, daß jedesmal eine halbe Million Rubel ,Trinkgelder' bezahlt wurden. An der russisch-polnischen Grenze haben die Leute dann lange im größten Elend gelagert. Entbehrungen und Hunger führten zur Ausbreitung des Flecktyphus, dem viele zum Opfer gefallen sind. So haben die meisten der Kinder ihre Mütter unterwegs verloren."25 In einem anderen Beric\lt ist die Rede von langen Fußmärschen: "Kürzlich war ich in Lodz und sah dort in unserm Kriegswaisenhaus eine Anzahl Kinder von der Wolga, die zu Fuß nach Warschau 26 ge-kommen waren. Sie hatten ihre Heimat vorige Pfingsten [1921] verlassen, und zu Beginn des ersten Schnees kamen sie in Warschau an.  Sie erzählten mir, dass sie in der ersten Woche ihrer Wanderung nichts zu essen gehabt hätten. Nachher hätten sie sich durchgebettelt auf ihrem Wege und hin und wieder ein Stückehen Brot oder sonst etwas an Nahrung erhalten. Geschlafen hatten sie unter freiem Himmel oder manchmal in Scheunen, je nachdem, ob sich ein Obdach bot."27 So oder ähnlich machten sich Tausende in Russland auf den Weg. Den Flüchtlingen, die bis zur russisch-polnischen Grenze gekommen waren, verweigerte man die Einreise nach sowie die Durchreise durch Polen ohne genaue Angabe des Reiseziels. Diejenigen, die es nach Polen hinein geschafft hatten, durften "vorläufig nicht über die Grenze" 28 nach Deutschland weiterreisen. Die Zustände an der russisch-polnischen Grenze wurden in uper unhaltbarer; Tausende standen an den Grenzen; die Menschen starben an Entkräftung, an Hunger und an Hoffnungslosigkeit. Immer häufiger wurden Fragen nach Hilfe laut.  So richtete das Deutsche  Rote Kreuz insgesamt zwölf Lager verteilt im Deutschen Reich ein, um wenigstens die Ausbreitung von Seuchen zu vermeiden. Die Lager befanden sich in Ostpreußen, Westpreußen, Sachsen, Holstein, Bayern, bei Berlin, bei Hannover und in Frankfurt an der Oder. Im April 1922 waren dort insgesamt etwa 8.000 Auslandsflüchtlinge aufgenommen worden.29

FlüchtIingsaufnahme und -verteilung im Deutschen Reich

Viele verschiedene Organisationen waren eingebunden in die Hilfs-maßnahmen: z. B. die Vereinigung Deutsch-Evangelisch im Ausland, das russische Hilfswerk des Roten Kreuzes, die Deutsche Evangelische Missionshilfe, die Vereinigte Fürsorge für das Auslandde\ltschtum E. V. mit dem Reichsausschuss der Sammlung ,,Brüder in Not", der Reichssammlung für die hungernden Russlanddeutschen und für deutsche Auslandflüchtlinge, das Reichsministerium des Innern, der Verein der Wolgadeutschen, der Landesverband für Innere Mission in Polen, der Evangelische Verein der Gustav Ali6if Stiftung, um nur einige zu nennen. Eine enge Zusammenarbeit wurde angestrebt "In der allernächsten Zeit, am 29. oder 30. d. M. [März 1922], soll hier in Berlin eine Zusammenkunft der Leiter der verschiedenen für Russland tätigen Unternehmungen stattfinden, um die Einheitlichkeit zu stärken. "30 Beim Deutschen Roten Kreuz wurde ein besonderer Ausshuss gegründet, der sich um die Vernetzung der Hilfe bemühte. Der Direktor der Deutschen Evangelischen Missionshilfe Schreiber teilte Friedrich v. Bodelschwingh dazu Folgendes mit: "Ich sende Dir beifolgend Abschrift über die 1. Sitzung eines beim Russischen Hilfswerks des Roten Kreuzes neu gegründeten Ausschusses für die Verteilung von Sammlungsmitteln in den deutschen Kolonistengebieten Russlands ... Das Rote Kreuz weiss, wie stark es für diese Arbeit auf die kirchlichen Kreise angewiesen iSt."31 Hauptkoordinierungsstelle der kirchlichen Arbeit für die Wolgadeutschen war der Deutsche Evangelische Kirchenausschuss32, in des-sen Auftrag Friedrich v. Bodelschwingh "mit der Durchführung der Sonderaufgabe betraut"33 war. Aus den Lagern in Minsk, Weißrussland, kamen die meisten der Wolgaflüchtlinge ins Heimkehrlager Frankfurt an der Oder. Dort war das Deutsche Rote Kreuz zuständig. 1921 wurde dort die erste Gruppe -es waren 379 Menschen, darunter eine große Anzahl Kinder -  aufgenommen. "Dort haben sie zunächst eine sehr sorgfaItige, 21-tägige Quarantäne durchzumachen."34 Im Schriftwechsel zwischen Friedrich 30
v. Bodelschwingh und Paul Kobilke, dem Leitenden Kommissar des Lagers des Deutschen Roten Kreuzes in Frankfurt an der Oder, wird deutlich, wie am sinnvollsten und effektivsten Hilfe organisiert werden konnte. Dabei wurden unbürokratische Lösungen bevorzugt: "Ich persönlich lehne jeden Dank ab, da ich es für meine Pflicht hielt, so ein hochherziges Angebot, wie es von Ihrer Seite erfolgte, diesen Ärmsten der Armen Erholung, Pflege u. s. w. für längere Zeit angedeihen zu lassen, bzw. den armen Waisen gute Pflegeeltern und somit eine dau-ernde Versorgung zu verschaffen, mit aller Kraft zu unterstützen. Ich freue mich, dass der Transport dort [in Bethel] gut angekommen ist .Die überwiesenen Frauen sowie die Kinder sind vorläufig auf zwei Monate beurlaubt; Urlaubsscheine folgen in Kürze. Nach Ablauf des-selben müssen die Urlaubsscheine zwecks Erneuerung wieder einse-sandt werden. Die Waisenkinder werden später, sobald zuverläSSIge christliche Pflegeeltern gefunden sind, der jewei1igen Dauerfürsorge mit allen Papieren überwiesen. "35 Die verschiedenen Hilfsorganisationen in Deutschland teilten sich die Flüchtlinge nach bestimmten Kriterien auf. So übernahm der deut-sche Caritasverband die Fürsorge für die katholischen Wolgadeutschen. Die Innere Mission in Person von Friedrich v. Bodelschwingh betreute und versorgte in der Regel die evangelischen Flüchtlinge. In Bethel wurden verwaiste Kinder und Kinder mit nur noch einem Elternteil aufgenommen. Andere Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz kümmerten sich um andere Gruppen wie arbeitsfähige junge Mädchen und Jungen oder einzelne Erwachsene. Im Dezember 1922 teilte Friedrich v. Bodelschwingh mit: "Soeben erhalte ich über Hoffnungstal die Nachricht, daß die Wolgakinder heute in Frankfurt/Oder eintreffen. Wir freuen uns sehr, daß nun endlich für die armen Kinder die Wartezeit vorüber ist. Darf ich Sie nun wohl bitten, unserer damaligen Verabredung entsprechend, mir möglichst bald das endgül~e Verzeichnis der evangelischen Kinder, deren Unterbrin-gung durch'uns in Frage kommt, übermitteln zu wollen? Ich setze vor-aus, daß die sämtlichen katholischen Kinder dann durch den Caritas-verband versorgt werden. "36 Gegenüber Professor D . M. Reu in Iowa, U. S. A. schilderte Friedrich v. Bodelschwingh den persönlichen Einsatz seiner Schwester Frieda und seinen eigenen bei der Ubernahme der Wolgaflüchtlinge: "Nun sind endlich unsere Wolgakinder aus ihrer Gefangenschaft erlöst worden.

Die russischen Behörden hatten immer wieder Schwierigkeiten gemacht. Zuletzt hat die Reise durch Polen, wo es auch lauter Hindernisse gab, noch 14 Tage gedauert. Am Sonnabend Abend hat meine Schwester, die dem ganzen Transport bis an die polnische Grenze entgegengefahren war, die Kinder und die Erwachsenen dort in Empfang genommen. Im ganzen waren es 400 Kinder und 600 Erwachsene. Die Zahl der ganz-oder halbverwaisten Kinder wird etwa 250 betragen. Noch in derselben Nacht sind die Leute im Quarantänelager in Frankfurt/ Oder eingetroffen. Dort habe ich sie gestern gesehen und alles für die Verteilung der Kinder in die verschiedenen Anstalten vorbereitet. Wir hoffen noch am'·21., also 3 Täge-"vor Weihnachten etwa 65 Kinder hier in Bethel zu haben. 40-50 gehen voraussichtlich nach Angerburg, 10-15 in eine kleinere westfälische Anstalt; 80-90 katholische werden vom Caritas-Verband übernommen ... Uns lag daran, zunächst einmal die Waisenkinder aus dem überfüllten Lager fortzubringen und in sichere Pflege zu geben. "37 Auch Eisa Brändström38 erhielt über das Deutsche Rote Kreuz Kenntnis von den Verhältnissen der Wolgaflüchtlinge und fragte in einem Telegramm aus Berlin vom 10. 05. 1922 nach der Höchstanzahl aufnehmbarer Kinder in Bethel. Friedrich v. Bodelschwingh telegrafierte ihr zurück: "Hier und in anderen Anstalten vorläufig 200 Plätze. "39 Nach Bethel waren schon im Jahr 1921 40 verschiedene Hilfeersuchen gelangt, teils durch persönliche Briefe an Pastor Friedrich v. Bodelschwingn, teils von verschiedenen anderen Einrichtungen in Deutschland, die vom Elend der Russlanddeutschen Kenntnis hatten. Schon vor Aufnahme der Wolgakinder boten andere Anstalten Unterbringungskapazitäten an: "Mutter Eva41 bat mich, Ihnen ... zu schreiben, daß sie gern bereit ist, zum 1. August des Jahres [1922] 50 der kleinen Auswanderer aufzunehmen. "42 In der Liste der Anstalten und Waisenhäuser, die mehrere deutsch-russische Kinder bei sich aufnehmen wollen, finden sich Einrichtungen wie Brüdergemeinde Hermhut, Strahlenbund Dresden, Waisenhaus Herford, Friedenshort Miechowitz, Westflilische ErziehungsanstaIt Schweicheln, Evangelischer Jugenddienst Treysa, Friedrich Wilhelmstift Hamm, Landesverein für Innere Mission in Nütnberg.43 Das Angebot der anderen Anstalten der Inneren Mission wurde gern angenommen, da sich so nicht alle Hilfe auf einen Ort konzentrieren musste. "Die mit uns in enger Arbeitsverbin4ung stehenden Kinderanstalten ,Friedrich WilheImstift in Hamm' und' die in SchweicheIn bei Herford sind bereit, je 20-25 Kinder aufzunehmen."44 Weiter schrieb Friedrich v. Bodelschwingh: "Zeigt sich dann, daß dieser Weg der Kinderfürsorge durch die Anstalten der Inneren Mission in noch weitergehendem Maße beschritten werden soll, so würde ich die übrigen in Betracht kom-menden Anstalten um ihre Mithilfe bitten. "45 Im September 1922 versicherte er sich der zugesagten Plätze in Miechowitz: "Damals schrieb mir Schwester Annie, daß sie vielleicht zum ersten August ... eine grö-ßere Anzahl Kinder aufnehmen könnten.  Besteht diese Möglichkeit noch jetzt?"46

Finanzierung

Friedrich v. Bodelschwingh bat den Reichstagsabgeordneten Reinhard Mumm47 in Berlin, Kontakt aufzunehmen mit dem Reichskommissar des Reichsministeriums des Innem; um die Kostenfrage zu klären. Mumm schrieb an den Reichskommissar Stücklen: "Die Innere Mission ist bereit, 500 Plätze für Flüchtlingskinder der Wolgadeutschen bereit-zustellen; federführend ist Pfarrer D. Friedrich v. Bodelschwingh, Be-thel bei Bielefeld ... ich nehme an, dass die erforderlichen Mittel durch Ihre Vermittlung zur Verfügung gestellt werden könnten."48 Am gleichen Tag schrieb Mumm auch an den Ministerialdirektor Dammann vom Reichsministerium des Innern: "Es ist natürlich für die Verhand-lungen mit den Anstalten wichtig zu wissen, ob man für die Aufnahme dieser Kinder auf Reichsunterstützung rechnen kann ... die Kinder werden meist unentgeltlich aufgenommen werden, es ist aber nötig, die 43 Kinder in bescheidener Weise auszustatten. Würden für diese Zwecke entsprechende öffentJiche Mittel zur Verfügung gestellt werden können ... ?"49
Der Reichsausschuss "Brüder in Not", die Reichssammlung für die hungernden Rußlanddeutschen und für deutsche Auslandsflüchtlinge, bestätigte im Herbst 1922 die Finanzierung durch die Rtrichssammlung: "In der letzten Sitzung des Reichsausschusses haben wir die Angelegenheit des Transportes der Waisenkinder aus Minsk und Polotzk eingehend besprochen. Allgemein wurde die Meinung ausgesprochen, dass die Uberführung der Kinder, sich ~<!Uhmen des Russischen Hilfswerkes des Deutschen Roten Kreuzes unter Verwendung der Mittel der R.eichssammlung durchführen lässt. Auch haben wir allgemein für die Uberführung von Flüchtlingen durch Deutschland, insbesondere von solchen, die nach Amerika gehen, eine geeignete Summe seitens der Reichssanunhng ,Brüder in Not' für alle Fälle zurückgestellt.  So dürften bei der Uberführung von Kindern und Erwachsenen genügend Mittel vorhanden sein; die Mittel selbst würden entsprechend der Verfügung der Reichssammlung ,Brüder in Not' dem Deutschen Roten Kreuz  zur Verfügung gestellt werden, das nur ein Recht auf 60% der Sammlung hat, während 40% für die Auslandsdeutschen im Inneren Deutschlands zur Verfügung stehen. So ist es leider auch nicht möglich, für Kleidung und Unterbringung der Kinder besondere Mittel seitens der Reichssammlung direkt zur Verfügung zu stellen. Die Reichssammlung sollte nicht mehr in Anspruch genommen werden, sobald die Kinder an Ort und Stelle untergebracht sind, damit nicht für wesentliche Aufgaben Mittel entzogen werden."50 Der Reichskommissar für Zivilgefangene und Flüchtlinge, Dr. Straube, in Berlin schrieb dazu: " ... erkläre mich bereit, während der Übergangszeit für die in der Anstalt ,Bethel' aus dem Heimkehrlager Frankfurt a/O. unterzubringenden 60-70 Wolga-Waisenkinder zu den entstehenden Kosten Zuschüsse bis zur Höhe der jeweilig für das Heimkehrlager Frankfurt a/O. geltenden Verpflegungssätze zu gewähren. Darüber hinaus entstehende Kosten übernimmt gemäss getroffe-ner Vereinbarung der Hauptvorstand vom Deutschen Roten Kreuz als ergänzende Fürsorge. "51 Ständiges Verhandeln Friedrich v. Bodelschwinghs war erforderlich: "
Heute habe ich mit allen Berliner Behörden über die Weiterführung der Angelegenheit verhandelt. Es ist ja jetzt alles viel schwieriger als vor einem halben Jahr, weil die Preise auf das zehnfache gestiegen sind, die Arbeitslosigkeit überall wächst und die deutschen Behörden unter dem immer zunehmenden Druck der Entente gezwungen werden, wo sie nur können, zu sparen. Infolgedessen glaubt man, für die Kinder nur wenige Wochen einen ganz kleinen Zuschuss geben zu können. Für die 800 Erwachsenen rechnet rn.an ganz auf die Hilfe von Amerika, sowohl für den Unterhalt, wie für' die so schnell wie möglich zu erstrebende Weiterreise."52
Auf Spenden war man aber ebenso angewiesen wie auf staatliche Zuschüsse und Kostenübemahmerklärungen. Wie immer reichte das Geld nie für alle Maßnahmen. Daher wurden die lebensnotwendigsten allen anderen vorangestellt. "Eine besondere Annahmestelle für die Spenden ist von Pastor Fr. v. Bodelschwingh eingerichtet worden."53 Dort war die kleine private Spende genauso willkommen wie die nach monatelangem Hin und Her erfolgte Kostenerstattung von reichsinter-nen Stellen. Spenden für die Versorgung von Wolgadeutschen wurden nicht nur im deutschsprachigen Europa, sondern auch im Ausland, besonders in Amerika gesammelt. Im Beschaffen von finanziellen Mitteln war der Verein der Wolgadeutschen in Berlin führend.54 Die Spenden wurden verwandt, um einerseits dringend benötigte Lebensmittel und Saatgut in die Wolgagebiete zu schaffen, andererseits um die Flüchtlinge in den Lagern mit Lebensmitteln, Kleidung, Verbandszeug, Brennstoff und auch geistigem Gut wie Büchern und Bi-beln zu versorgen. Für die Arbeit in Bethel beteiligte sich der Amerikanische Hilfsbund für die Jugend der russischen Flüchtlinge E. V., Europäische Sektion mit einer Beihilfe von 50.000 Mark.55 Im Zuge der Inflation im Deutschen Reich wurde die Beschaffung von Mitteln immer schwieriger; dennoch set;zte Friedrich v. Bodelschwingh die Hilfsangebote an die Wolgaleute fort. Dabei waren Spenden immer eine starke Säule der Finanzierung

Aufnahme in Bethel
Nachdem die Kostenfrage und die Dauer der Quarantäne geklärt wa-ren, wurden im Heimkehrlager Frankfurt an der Oder in Absprache mit der Deutschen Caritas und dem Deutschen Roten Kreuz lange Listen zusammengestellt, in denen die Namen und andere persönliche Daten der Wolgaleute festgehalten wurden. Im April 1922, noch bevor die Quarantänezeit abgelaufen war, be-gaben sich Friedrich v. Bodelschwingh und seine Schwester Frieda in das Heimkehrlager in Frankfurt ap. •. sJer Oder, um sich persönlich ein Bild von der dortigen Situation zu machen. Dabei stellten sie Listen der evangelischen Flüchtlinge zusammen. Beim Amtsgericht in Bielefeld mussten auch Anträge auf Vormund-schaft gestellt. werden. "Es scheint zweckmäßig, daß Bruder Kreling'6 über alle kleinen Kinder und Geschwister die Vormundschaft über-nimmt, Schwester Frieda für die größeren alleinstehenden Mädchen. Ein Wechsel der Vormundschaft kann später ohne Schwierigkeiten auf Antrag vorgenommen werden."57 Weiter heißt es: Der Vormundschaftsrichter  "bittet, für jedes ein-zelne Kind oder für die zusammengehörenden Geschwister je einen besonderen Antrag einzureichen, in dem kurz auf die Herkunft der Kinder und die besonderen Umstände hingewiesen und dargelegt wird, daß der Tod beider Eltern zwar gegenwärtig durch Urkunden nicht belegt werden kann, aber durch die Aussage der Kinder selbst oder der erwachsenen Begleiter, insbesondere des Arztes glaubhaft gemacht wird. Name und Alter ist, so genau es nach den Mitteilungen möglich ist, anzugeben, im Notfalle Jahr und Tag der Geburt schätzungsweise festzulegen."58 Wenn das genaue Alter der Kinder nicht bekannt war, wurden die vollen Jahre entsprechend dem Aussehen und Gesund-heitszustand geschätzt. Für die Jungen wurde der Geburtstag von Vater Bodelschwingh59 (6. März), für die Mädchen der Geburtstag von Frieda v. Bodelschwingh (20. Februar) eingetragen. Am 21. April 1922 reiste Schwester Frieda v. Bodelschwingh erneut ins Heimkehrlager Frankfurt an der Oder und übernahm dort den ersten von mehreren Transporten von Wolgadeutschen nach Westfalen.oo Drei Tage später trafen die ersten Wolgakinder in Bethel ein. In Bethel selbst hatten viele Menschen mit der Betreuung der Wolgadeutschen zu tun: In erster Linie natürlich Pastor Friedrich v. Bodelschwingh und seine Schwester Frieda v. Bodelschwingh, die von den Wodern liebevoll "Pastor Fritz" und "Tante Frieda" genannt wurden. '\ Außerdem gab es einl!n Theologiestudenten Muth61, der, selbst Wolgadeutscher, von Friedrich v. Bodelschwingh mit der Verwaltung der Angelegenheiten der Wolgadeutschen beauftragt wurde. Muth reiste auch mehrfach persönlich ins Lager in Frankfurt an der Oder und kümmerte sich vor Ort um die Flüchtlinge. Es war eine kluge Entscheidung von Pastor Bodelschwingh, diesen Weg zu gehen. Wegen oft mangelnder Schreib-und Lesefähigkeiten der Wolgadeutschen konnte Muth im Lager selbst mehr erreichen als jemand ohne die Kenntnis der etwas antiqwerten deutschen Sprache der Wolgadeutschen. Die Abrechnung der Kosten wurde über die Hauptkassenverwal-tung in Bethel geregelt. Die Unterbringung wurde von Sarepta 62 und Nazareth 63 gleichermaßen zur Verfügung gestellt. Im Kinderheim ,,Lydiaheim" wurden die Mädchen und die kleinen Kinder von Diakonissen versorgt; in Groß-Nazareth wurden die Jungen von Diakonen und deren Frauen betreut. Für den Unterricht und die Ausbildung trugen alle gemeinsam Sorge. Der Unterrich!-fand im Haus Gosen statt. Zur Frage der Vermittlung in Pflegestellen oder zur Adoption nahm Friedrich v. Bodelschwingh eine an den Bedürfnissen der Kinder orien-tierte Haltung ein: "Nun müssen die Kinder erst zur Ruhe kommen ... Mit der Unterbringung in Familien wird man erst langsam beginnen können, weil es nötig ist, daß wir die Kinder erst kennen lernen. Auch wird in der Regel nur eine Unterbringung in unsrer näheren Umgebung in Frage kommen und zwar so, daß, wenn möglich, die Geschwister beisammen bleiben. Darum bitte ich freundlichst alle die, die sich zur Aufnahme von Kindern bereit erklärt haben, sich noch etwas zu gedulden ... Wir hoffen,.daß in verschiedenen Gegenden Deutschlands durch die Liebesanstalten der Inneren Mission in ähnlicher Weise, wie es jetzt in Bethel geschehen ist, Ubergangsheime für die Wolgakinder zur Verfügung gestellt werden und daß darm jede Anstalt in ihrem Lande oder ihrer Provinz für die Unterbringung in Familien sorgt. "64 Die Pflegeeltern wurden äußerst sorgfältig ausgesucht. In der Regel wurde der gute Leumund der aufnehmenden Familie durch Zeugenaussagen geprüft. So stellte der Betheler Anstaltsarzt Dr. BlÜtncke65 fest: "... beide sind mir seit Jahren als vortreffliche Menschen und echte Christen bekannt. Sie haben ein eigenes Kind und ausserdem ein kleines Mädchen aus einer ostpreussischen Flüchtlingsfamilie aufgenommen. Jetzt leitet sie nur der Wunsch, einem der aus Russland geflüchteten Kinder ein Elternhaus und Elterliebe zu geben, und ich kann nur dringend dazu raten, wenn irgend möglich, dieses Angebot anzunehmen. Ich habe dabei Adolf W. im Auge und würde mich von Herzen freuen, wenn der Knabe in diese Familie käme, deren Häuslichkeit ich persönlich auch kenne. Hervorheben möchte ich noch, dass es dem Ehepaar B. völlig fern liegt, den Knaben als Arbeitskraft irgendwie auszunutzen. Sie wollen ihm vielmehr eine gute Ausbildung geben ... "66 Im August 1922 schrieb Friedrich v.  Bodelschwingh an das Deutsche Rote Kreuz in Berlin: ,,Die bisher hierher gekommenen Wolga-Kinder haben wir, sowei.t sie sich dafür eigneten, sämtlich in Familien-pflege untergebracht ... Ubrigens haben unsere bisherigen Erfahrungen uns auch dahin geführt, von der Unterbringung der Wolga-Kinder in Städten grundsätzlich abzusehen. Die Kinder stammen so sehr aus rein ländlichen Verhältnissen, daß sie sich in einer Stadt nur sehr schwer einleben würden ... "67 Im "Bote von Bethel" berichtete Inspektor Trittelvitz 1922 über die Wolgakinder und ihren Aufenthalt in Bethel: "Nun haben wir schon 76 Kinder und 37 Erwachsene aus den russischen Hungergebieten in Be-thel aufnehmen können. Ein Teil von ihnen ist inZWIschen weitergezogen. Einigen von ihnen konnte der Weg nach Amerika geebnet werden. An mehreren Stellen des Landes haben wir Kinder-Kolonien angelegt, in denen immer eine Anzahl Kinder im gleichen Dorfe untergebracht wurden. Sie einzeln in Familien zu teilen, war nur selten ratsam, weil es sich vielfach um Geschwister handelt, die man nicht trennen darf, und weil auch für besonderen Schulunterricht gesorgt werden muß. "68 In einem Brief vom 05.02.1923 an den Amerikanischen Hilfsbund für die Jugend der russischen Flüchtlinge in Berlin schrieb Friedrich v. ..
Bodelschwingh69: "Es sind bisher 250 Wolga-Waisenkinder hier in Bethel aufgenommen, davon 60 durch uns in ländlichen Pflegeste1len untergebracht; 25 weitere werden in den nächsten 8 Tagen kommen; 50 andere Erwachsene und Kinder sollen in den zu uns gehörenden An-stalten in Hoffnungstal bei Berlin Aufnahme finden. Alter der Kinder von 1-16 Jahren.  Etwa je zur Hälfte Knaben und Mädchen. Für den Unterhalt zahlt die Flüchillpgsfürsorge eine kleine Beihilfe, die etwa den 4. Teil der Kosten deckt. Es wird volle Verpflegung gewährt. Bei der ersten Kleiderausrüstung hat das Rote Kreuz mitgeholfen. Alles übrige haben wir gestellt. Ein erheblicher Teil der Kinder, die durch den Hunger geschwächt sind, bedurfte und bedarf noch jetzt sorgfaltiger, eingehender Behandlung. Für sie stehen jede Art von Kliniken in unseren Anstalten zur Verfügung.  Für die etwa 100 hier gegenwärtig weilenden Wolga-Kinder haben wir eine besondere Schule eingerichtet mit 4  Abteilungen. Da die Kinder vielfach noch kaum die Schule be-sucht hatten, bedarf dieser Teil der Erziehung größter persönlicher Fürsorge. Unter den hier aufgenommenen Kindern befand sich bisher nur eins unter einem Jahr, das unserem Säuglingsheim übergeben wurde. Die kleinen Kinder sind in dem Kinderheim unserer Anstalten un-tergebracht.  Die Anstalt ist für den Unterhalt der Wolgakinder zum weItaus größten Teil auf freie Liebesgaben angewiesen. Die Ausgaben belaufen sich gegenwärtig täglich auf etwa 100.000.- M. "70 Auswanderung nach Amerika Oft hatten die Flüchtlinge nur das Ziel der ,,Auswanderung" vor Au-gen. Viele hielt besonders diese Hoffnung am Leben. Friedrich v. Bo-delschwingh schrieb dazu schon im März 1921: ''Wann und in welchem Maße es nötig sein wird, sie in deutschen Anstalten oder Familien unterzubringen •• läßt sich heute noch nicht sagen. Die Wolgadeutschen haben in ihrer Heimat alles verloren. Sie wissen, daß die Aussicht, in Deutschland wieder zu einem eigenen Heim und eigener Wirtschaft zu kommen, sehr gering ist. Darum steht ihre Hoffnung nach Amerika.
Diese Hoffnung, sich in der Feme gemeinsam eine neue Heimat schaf-fen zu können, hält sie sehr fest zusamrnen."71 Die Hoffnungstaler Anstalten in Lobetal bei Berlin hatten dabei fast die Funktion eines Durchgangslagers. Die ausreisenden Wolgaleute, die ein Visum für Amerika hatten, fanden dort vorübergehend Unter-kunft.72 Immer musste abgewogen werden zwischen Ausreisewunsch und Kindeswohl. Durch Erfahrungen mit den Wolgadeutschen, die "ohne Not die hier untergebrachten Kinder beunruhigen oder vor der Zeit in das Lager . zurückholen in der Hoffpung auf irgendwelche amerikani-schen oder russischen Reisemöglichkeiten ... ist man umso weniger geneigt, ähnlichen zwecklosen Verschiebungen der Kinder ohne Weiteres zuzustimmen. ((73 Jeder Auswanderungsfall wurde einzeln besprochen und auf Aussicht auf Erfolg geprüft. "Für die Kinder Lydia L., Alexander und David K und Karl und David K werden hier, dem uns durch Pastor Kienecker übermittelten Wunsche der Eltern entsprechend, zur Vorbe-reitung der Reise nach Amerika je 10 Lichtbilder und ein kreisärztliches Gesundheitszeugnis beschafft. "74 Pastor Johannes Schleuning erreichte vid in den Vereinigten Staaten von Amerika. Da fast alle Familien inzwischen Verwandte in Amerika hatten, kamen in den 20er umt 30er Jahren immer wieder Anfragen aus Nord-und Südamerika nach Uberlassung von Wolgakindern in Bethel an. Friedrich v. Boddschwingh reagierte allerdings sehr besonnen auf diese Anliegen. Die Erfahrung der vergansenen Jahre hatte gdehrt, dass die Reise dorthin sehr beschwerlich, die Ausreisebedingungen sehr unterschiedlich und undurchsichtig waren und nicht alle Einwanderer in Amerika ihr Zid auch erreichten. Die Ausreisebestimmungen wie auch die Visabeschaffung und -gültigkeit wurden mehrfach verändert; so auch am 08.07.1922: Kandidat Muth schrieb an den Vertrauensmann Graf vom Deutschen Roten Kreuz von "einem Jahr Aufenthalt in Deutschland als Voraussetzung für eine Ausreise nach Amerika".75

Besondere Angebote Bethels
"Der Aufenthalt in Bethel konnte und durfte für die Wolgakinder in der Regel nur ein vorübergehender sein. Es wäre nicht recht gewesen, sie dauernd in der Umgebung von lauter Schwerkranken zu lassen. Darum waren wir dankbar, als sich eine große Anzahl von Familien auf dem Lande bereit fanden, me Verwaisten als Pflegekinder aufzuneh-men. "76 Immer wieder kamen Anfragen nach jungen Mädchen, die in den sie aufnehmenden Familien die anderen Kinder der Familie beauf-sichtigen sollten. Friedrich v. Bodelschwingh wog in jedem einzelnen Fall ab, ob das Anliegen der Familie zu einem Ausnutzen führen würde. Dementsprechend erteilte er dann meist dem Ersuchen eine Absage. Im Laufe der ersten zwei Jahre gelang es, für die meisten der Kinder geeignete Pflegeeltern zu fmden. Es gab bestimmte Voraussetzungen, die sowohl die Eignung der zukünftigen Pflegeeltern als auch die der örtlichen Gegebenheiten betrafen. Es hatten sich schon im Vorfeld Familien zur zeitlich befristeten Aufnahme von Mädchen und Jungen gefunden, die auf einer Art Warteliste standen. In Gutach im Schwarzwald77 sowie in der Schweiz fanden einige Familien ähnliche Bedingungen vor wie an der WoIga: Wald, Berge, tiefe Täler, kleine Dörfer, fruchtbares Land. Auf die Schulbildung und den Religionsunterricht wurde besonderer Wert gelegt. "Von der Unterbringung katholischer Kinder raten wir, hier abzusehen, da das Unterrichtsverhältnis nicht befriedigend gelöst werden kann. Sollte es nicht möglich sein, daß der Caritasverband, der, wie ich höre, auch die neu ankommenden katholischen Kinder über-nehmen will, auch für diese beiden Kinder ... sorgt?"78 "In Bethel wurden mehrere besondere Wolgastationen eingerichtet, vor allem im Kinderheim und in Groß-Nazareth ... Im Hause Gosen wurde eine zweiklassige Wolgaschule eröffnet."79 Später wurde die Schule auf vier Klassen erweitert. Unterrichtet wurden die Kinder in den Fächern Schreiben, Lesen, Rechnen und Religion. Auf die religiöse Erziehung wie auch auf den regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes und der Andachten wurde besonderer Wert gelegt. Auf Fotos ist der lange Zug der Kinder auf dem Weg zur Zionskirche in Bethel zu sehen.80 Eine der Lehrerinnen war die Frau des MissionsinspektorsTrittelvitz. Ihr Mann berichtete in verschiedenen Veröffentlichungen über die Fürsorge für die Wolgadeutschen in Bethel. So erschienen insgesamt drei Folgen des "Bote von Bethel" in denjahren 1922 und 1923.81 Die Wolgakinder waren fleißige und zuverlässige Lernende, die durch ihren Lebensweg stark geprägt waren. Sie dürchliefen ihre Lehrzeit in der Regel ohne Umwege und übten auch ihren Beruf gut und gern aus. So mancher von ihnen blieb nach der Lehre weiterhin Mitar-beitender in den Betheler Betrieben. Karl Pfeifers 2 ist ein Musterbeispiel dafür: Nach Lehre, Gesellenzeit und Meisterprüfung als Schlosser wurde er Leiter der Schlosserei in Behtel;1. Das blieb er lange Jahre bis zu seiner Pensionierung. Da er auch in Bethel wohnte, nutzte er die Möglichkeit des engen Kontaktes zu Schwester Frieda und besuchte sie oft.

Kontakte und weiterer Lebensweg
In erster Linie kümmerte sich Schwester Frieda v.  Bodelschwingh um alles, was mit den Belangen der Wolgakinder zu tun hatte. Ob es um Kleidung, Unterricht oder Einbürgerung ging, stets war Schwester Frieda die erste, die von den Problemen wusste und diese zu lösen vermochte. Die Einbürgerung der Kinder, die spätestens zur Hochzeit oder zur Ausreise nachzuweisen war, bereitete mehrfach Schwierigkeiten, da einige Wolgakinder keine oder nur unvollständige Papiere hatten. Bis in die Zeit des Nationalsozialismus zog sich der bürokratische Aufwand bei manchen Kindern. Ariemachweise waren kaum zu erstellen, wenn alle Papiere der Eltern nicht mehr beizubringen waren.83 Im November des Jahres 1924 lud Schwester Frieda v. Bodelschwingh alle zu einem ersten Treffen ein: ,,Die in der Anstalt Bethel bei Bielefeld aufgenommenen Wolgakinder haben zum größten Teil auf Bauernhöfen eine neue Heimat gefunden, hauptsächlich in dem Dorfe Oberbauerschaft (Krs. Herford) und in der Umgegend des Städtchens Versmold. Damit die Kinder SIch einmal alle WIedersehen könnten, hatten wir sie zum 9. November mit ihren Pflegeeltern zu einem Wolgatag eingeladen. In früher Sonntagsmorgenstunde waren sie aufgebrochen, um möglichst zur Kirchzeit in Bethel zu sein. Im Hause 81Nazareth, wo sie damals zuerst nach der langen Wanderschaft aus Rußland eine sichere Heimat gefunden hatten,  gab es beim Morgenkaffee ein fröhliches Grüßen hin und her und eine gute Gelegenheit für die Pflegeeltern, über Sorgen und Freuden ihrer Pflegekinder sich auszu-sprechen. 45 unserer Wolgaleute befinden sich hier in Bethel, teils als kleine Pflegebedürftige, teils in der Ausbildung in Handwerk, Landwirt-schaft oder Haushalt. In langem Zuge, wohl über 100 Festgäste, zogen wir in die Zionskirche zu dem festlich gestalteten Gottesdienst ... Manche Kinder waren kaum wiederzuerkennen,  so prächtig hatten sie sich herausgemacht, und äußerlich sieht man es ihnen nicht mehr an, wieviel sie durchgemacht haben. "84 Dieses Treffen wiederholte sich einige Male in Bethel. Auch beim letzten Wolgatag 1955 trafen sich viele Wolgakinder wieder. ,,Als ich arn Sonntagvorrnittag in das behagliche, sonnendurchleuchtete Wohnzimmer des Lindenhofs trat, war schon eine stattliche Schar versammelt ... Auf einem Tisch waren die Bilder der Wolgaleute ausgelegt, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben, und eine große Karte vom Wolgaland Beides wurde eifrig studiert."8s Sie brachten ihre Kinder, Schwiegerkinder und Enkel mit; so dass sich nun eine Gruppe von mehr als hundert Menschen zusammenfand.86 In hektographierten Rundbriefen hielt Schwester Frieda v.  Bo-delschwingh Kontakt mit den ehemaligen Wolgakindern.  Mindestens einmal im Jahr, in der Regel zu Weihnachten, verschickte sie diese Rundbriefe an die ihr bekannten Adressen der ehemaligen Pflegekinder. So erhielten alle Kenntnis über den weiteren Lebensweg der anderen, über den derzeitigen Ausbildungsstand, wer sich verlobt, gar geheiratet oder ein Kind bekommen hatte.87 Der erste noch erhaltene dieser Briefe datiert von Weihnachten 1929. Darin schrieb Schwester Frieda v. Bodelschwingh u. a.: "Seit wir zuletzt einen Wolgatag hier in Bethel hatten, ist es gegangen nach der Weise: ,Aus Kindern werden Leute, aus Mädchen wel;.Qen Bräute.' Die Schwestern S., die nach Laub zurückgingen, haben sich verheiratet, auch Amalie S. in Warendorf und Amalie L. in Amerika. Frieda S. heisst jetzt Frau Sch. und ist glückliche Mutter eines Töchterchens. Natalie W. hat den Zigarrenarbeiter E. in Beendorf geheiratet. Nun möchte ich Euch alle grüssen, die Ihr nach Kanada und 84
ins Wolgaland88 gezogen seid, Euch Kinder hier in Bethel, in Versmold und Oberbauerschaft, in der Schweiz und im Schwarzwald und wo Ihr sonst Eure Heimat gefunden habt." Nachdem Schwester Frieda von den Ausbildungsorten und den verschiedenen Berufen der Mädchen und Jungen berichtet hatte, gab sie im Telegrammstil Kenntnis von den entfernter und in der näheren Umgebung lebenden Wolgakindern. Schwester Frieda legte großen Wert auf die gegenseitige InFormation: "Ich bitte jeden, dessen Anschrift sich geändert hat, es mir mitzuteile n."89 Auch während des Zweiten Wc;J,tkrieges hielt sie Kontakt, mit einigen Jungen sogar wöchentlich. 1942 berichtete sie: ,,18 von Euch stehen im Felde, weit zerstreut zwischen Norwegen und Afrika, Südfrankreich und der Wolga. Ich hoffe, Euch alle erreicht dieser Gruß. Bitte schickt eine Postkarte, wenn Brief und Päckchen Euch erreicht haben, und schreibt mir jede Veränderung Eurer Adresse. Mein Bruder läßt Euch herzlich grüßen. Auf ihm liegen viele Sorgen für die 10.000-köpfige Bethel-Farnilie." Diesen Weihnachtsbrief unterschrieb sie mit "Herzlich grüßt Euch und Eure Kinder Eure alte Pflegemutter Schw. Frieda v. Bodelschwingh".90
Die Angeschriebenen hielten tatsächlich Kontakt, wie man in den erhaltenen Briefwechseln nachlesen kann.9! Die ehemaligen Pflegekinder nannten sie stets respektvoll ,,ihre Tante Frieda". Als die ersten Nachrichten vom Tod der als Soldaten diensttuenden Wolgajungen eintrafen, gab sie diese in den Rundbriefen weiter. Auch vom Tod ihrer Brüder und Luftangriffen auf Bethel war die Rede. Nach dem Krieg berichtete sie immer wieder von den Zuständen in Bethel. "Im Frühjahr hatten wir die Freude, einen Flügel des wieder-aufgebauten Diakorussenhauses Sarepta beziehen zu können. Der zweite Flügel wird innen diesen Winter fertig mit seinen beiden Türmen, die gekrönt sind von Kreuzen, die Karl Pfeifer geschmiedet und aufgerichtet hat. Bethel machte seine Türen weit auf für viele Heimatlose. Die Bäckerei musste vergrößert werden."92
Anlässlich
eines Amerikabesuchs von Friedrich v. Bodelschwingh III93, dem Neffen von Schwester Frieda, berichtete sie im folgenden Rundbrief 1956 von seinen Besuchen bei Wolgakindern in Amerika.

Die letzten Rundbriefe von Schwester Frieda endeten stets mit einem Gruß von Marie Horstmann95, ihrer Freundin, die sie durch die gesamte Arbeit mit den Wolgadeutschen begleitet hatte. Nach dem Tod von Frieda v. Bodelschwingh übernahm 1958 diese Freundin, die Sa-repta-Schwester Marie Horstmann, die bestehenden Patenschaften Zu den Wolgakindern und deren Nachkommen. Reinhard M. erhielt 1958 zum Geburtstag ein Buch mitdem Titel "Die Wolgakinder 1938" zum Andenken an seine Patentante S. Marie Horstmann.96 Noch zwanzig Jahre lang führte Schwester Marie Horstmann den Kontakt zu den Wolgakindern fort. Auch als sie, 83-jährig, ins Altersheim, das von Plettenberg-Stift, in der Senne umzog, nahm sie den Schriftwechsel weiterhin wahr. 1977 schrieb sie ihren letzten Rundbrief. 1978 gab es noch einmal ein Schreiben an alle ehemaligen Wolgakinder, verfasst durch Karl Pfeifer und den neuen Leiter des Hauptarchivs Bethel Wolf Kätzner.97 Der Kontakt untereinander wurde auf-rechterhalten durch Karl Pfeifer, jedoch nicht mehr auf offizieller, son-dern auf privater Ebene und in recht loser Form. Seit seinem Tod im Jahre 2002 kann das Kapitel der Hilfe für Wolgakinder offiziell als abgeschlossen betrachtet werden. Im Zuge der Farnilienforschung kommen aber immer wieder Anfragen aus aller Welt zur Geschichte der Wolgakinder im Hauptarchiv Bethel an. Zuletzt waren es mehrere Anfragen aus dem Versmolder Raum, davor aus der Schweiz und den "\Vereinigten Staaten von Amerika. ..

Die Zustände an der Wolga erregten größere Aufmerksamkeit durch Veröffentlichung auch im Ausland und waren das Hauptthema einer Reihe von Büchern über die Geschichte „der russischen Hungersnot 1921-1922.

Die Wenigen, die Brot hatten, nutzen die Lage für unwürdige Tauschgeschäfte aus. Insgesamt verhungerten bis 1923 in Russland etwa fünf Millionen Menschen, davon waren 47.777 Wolgadeutsche. Ohne internationale Hilfsorganisationen wären noch viel mehr Menschen gestorben. Sie versorgten täglich Millionen, bewahrten ganze Dörfer vor dem Aussterben. Menschen, die eine Möglichkeit sahen, das Land zu verlassen, flohen aus dem Elend. So verlor das Siedlungsgebiet der Deutschen an der Wolga weitere 74.000 Einwohner. Sie gingen innerhalb Sowjetrusslands in Gegenden, in denen die Not nicht so groß war oder verließen das Land in Richtung Deutschland.

Weitere Einschränkungen und Repressalien erfolgten bereits kurz nach Gründung der Sowjetunion, als Stalin den Wolgadeutschen die gesamte Getreideernte abnahm und ins Ausland verkaufte. Tausende von Wolgadeutschen starben 1921/22 infolge der dadurch verursachten Hungersnot.

Die meisten Opfer des Hungers und der Epidemien waren unter den Kindern zu suchen.. Sie litten zudem noch in großem Ausmaß unter Entführungen und Kannibalismus. Eine Million Kinder waren durch Krieg und Hunger verwaist und mußten mehr oder weniger für sich selbst sorgen, weil weder staatliche noch staatlich kontrollierte Hilfsorganisationen in irgendeiner Weise für sie sorgen konnten. Diese Kinder, bekannt als „besprisolni“, bildeten während der Zwanziger Jahre ein ernstes soziales Problem. Wenn sie nicht Hungers starben oder Krankheiten erlagen, rotteten sie sich zu kriminellen Banden zusammen, um zu überleben. Elternlos wie sie waren, begannen viele umherzuwandern, belagerten die Bahnhöfe oder fuhren auf Güterzügen, immer auf der Suche nach Eßbarem und nach Unterkunft. 
Wie heftig er 1921 von führenden Funktionären abgelehnt wurde, wird aus dem Protokoll der 7. Parteikonferenz der RKP (B) des Gebietes der Wolgadeutschen deutlich. Auf Vorwürfe, das Parteikomitee würde über die Vor­gänge im Herbst 1920 schweigen, sagte der Parteisekretär KÖNIG in Bezug auf die Abberufenen (DOTZ, ČAGIN und LEDERER): „Über die Tätigkeit der politisch Toten, die auf dem Friedhof des Parteilebens sind, zu reden, hat keinen Zweck."26 Trotz dieser Vorbehalte geben diese und andere Beiträge der drei Bände eine Reihe von Details her. Die drei Bände sind aber nicht ohne weiteres zugänglich. Trotz mehrfa­cher Bestellung ist Band l in keiner der einschlägigen Bibliotheken der Bundesrepu­blik Deutschland vorhanden (es konnte nur ein Exemplar in Privatbesitz ausfindig gemacht werden) und die Bände 2 und 3 sind nur in wenigen Exemplaren vorhan­den.  https://t1p.de/qf8wq

Winter 1921. Der Bürgerkrieg war zu Ende, die Nahrungsreserven auch.Der folgende Sommer brachte wegen einer Dürre kaum Ertrag. In den Landstrichen der Schwarzmeer- und Wolgadeutschen litten die Menschen unter einer schrecklichen Hungersnot, doch nicht nur dort.
*

1-Link Hunger 1921 Wolgagebiet  Bilder+ pdf .16 Seiten . :

http://bkdr.de/wp-content/uploads/2021/01/BKDR_Dokument_Hilfe-f%C3%BCr-unsere-Br%C3%BCder_1922_.pdf

2- Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)

https://bkdr.de/category/wissenschaftliche-projekte/dokument-des-monats/

Hungersnot von 1891-1892

Ein Großteil dieses Eintrags stammt aus einem Artikel von David P. Lilly, Student an der Loyola University in Chicago. Ein Link zum gesamten Artikel finden Sie im Abschnitt Quellen unten.

Die russische Hungersnot von 1891-92 betraf eine Fläche von rund 900.000 Quadratmeilen an der Wolga und in zentralen landwirtschaftlichen Gebieten. Ironischerweise waren dies einst die fruchtbarsten und produktivsten Teile Russlands. Dieses Gebiet umfasste die Provinzen Nischni-Nowgorod, Riazan, Tula, Kasan, Simbirsk, Saratow, Penza, Samara und Tambow. Es betraf zwischen vierzehn und zwanzig Millionen Menschen, von denen 375.000 bis 400.000 starben, hauptsächlich an Krankheiten. Aufgrund der durch die Hungersnot verursachten Unterernährung waren die Menschen anfälliger für Infektionen.

Die Hungersnot in den Jahren 1891-92 wurde ursprünglich durch das schlechte Wetter in den Jahren 1890 und 1891 verursacht. Der trockene Herbst verzögerte die Aussaat der Felder, und der Winter, der früh begann, war strenger als gewöhnlich, mit nur leichtem Schneefall. Starker Schneefall schützt die Sämlinge normalerweise vor Kälte. Das Schmelzen von Schnee und Eis verursachte die Frühlingsfluten der Wolga, die sich über die Ebenen ausbreiteten, deren Gras als Futter verwendet wird. In diesem Jahr ließ die geringe Schneemenge den Boden gefrieren. Dies tötete die jungen Pflanzen, weil die späte Pflanzung ihnen nicht genügend Zeit gab, Wurzeln zu schlagen. Das schlechte Wetter beseitigte die Hauptfutterquelle für die Tiere. Sie waren für die Bauern von entscheidender Bedeutung, weil sie die Kraft bereitstellten, die zum Pflügen der Felder erforderlich war. Das kalte Wetter dauerte bis Mitte April, gefolgt von einem Sommer im Jahr 1892, der extrem heiß und trocken war.

Trotz der schlechten Ernte von 1891 gab es genügend Nahrung, um die Bevölkerung zu ernähren, aber dies wäre nur möglich gewesen, wenn die Ernte richtig verteilt worden wäre. Dies war fast unmöglich, da die begrenzten Kommunikationsmittel kein Gleichgewicht zwischen bestimmten Bereichen herstellen konnten. In einigen Gebieten gab es einen Überschuss und in anderen ein Defizit.

*
Hungersnot von 1921-1922

Die Wolgadeutschen erlebten von der Besiedlung 1767 bis zur bolschewistischen  Revolution periodische Dürren und Hungersnöte  . Vor 1921 hatte die jüngste Hungersnot 1892 stattgefunden.

Die Hungersnot in Russland in  Povolzhye  (Wolga-Region) von 1921 begann Anfang des Jahres und ihre schrecklichen Auswirkungen waren bis 1924 in Norka zu spüren. Es wird geschätzt, dass diese Hungersnot 5 Millionen Menschen das Leben koDer folgende Auszug stammt aus  einer Geschichte der Wolga-FHV  von Emma Schwabenland Haynes:

Vor einem Treffen mit den in Portland, Oregon , lebenden Wolgadeutschen  hielt es Herr Miller für ratsam, sich mit der Organisation von Herbert Hoover in Verbindung zu setzen und herauszufinden, ob es möglich ist, über die American Relief Administration zu arbeiten. Infolgedessen wurde am 8. August 1921 der folgende Nachtbrief verschickt:

Europäisches Hilfskomitee, 42 Broadway, New York City

In Portland leben ungefähr fünfzehnhundert Menschen aus deutschen Kolonien in Russland in der Nähe der Stadt  Saratow entlang der Wolga. Diese Menschen sind bestrebt, zu helfen, Lebensmittel in diesen betroffenen Bezirk Russlands zu bringen. Sie haben Briefe von Verwandten erhalten, die um Hilfe bitten. Werden Sie gut genug sein, um uns das weitere Vorgehen zu erläutern? Das heißt, können wir Ihnen Geld schicken und festlegen, dass es für Lebensmittel für eine bestimmte Kolonie ausgegeben werden soll? Haben Sie auch eine Idee, wann die Hilfsarbeiten und die Verteilung der Lebensmittel in Russland beginnen werden? Am Donnerstagabend wird es eine Massenversammlung unseres Volkes und ein regelmäßiges Hilfskomitee geben, das für deutschsprachige Kolonien in Russland organisiert wird. Wir würden uns sehr über Ihre Antwort freuen, wenn Sie uns alle Informationen geben, die Sie für die Organisation benötigen. Hoffen Sie, dass die Arbeit dieses Komitees auf andere Orte ausgedehnt wird, an denen sich unsere Mitarbeiter in Kalifornien, Washington, Idaho, Montana, Colorado, Dakotas, Nebraska, Iowa und Kansas befinden. Wir gehen davon aus, dass in den Vereinigten Staaten ungefähr hunderttausend Menschen an diesen deutschsprachigen Kolonien entlang der Wolga interessiert sind und dass gute Arbeit mit angemessener Hilfe von zuverlässigen Quellen wie Ihnen geleistet werden kann. Wäre es uns möglich, über Ihr Komitee einen amerikanischen Staatsbürger unseres Volkes in diese Kolonien in Russland zu schicken? Das heißt, von Ihnen indorsiert oder sogar von Ihnen als einer Ihrer Arbeiter geschickt werden, damit er angemessenen Schutz hat. 

JOHN W. MILLER 

Zwei Tage später, am 11. August 1921, versammelten sich ungefähr hundert Männer, die an dem Projekt interessiert waren, in der Zion Congregational Church in Portland und stimmten für die Organisation einer Hilfsgesellschaft. Die gewählten Amtsträger waren: John W. Miller, Präsident; David Hilderman, Vizepräsident; George Repp, Sekretär; und John H. Krieger, Schatzmeister, obwohl Herr Krieger in der nächsten Sitzung zurücktrat und durch Gottfried Geist ersetzt wurde. George Repp machte den Antrag, die Organisation Wolga-FHV zu nennen. Es wurde auch beschlossen, dass alle Versammlungen mit dem Gebet eröffnet und geschlossen werden sollten und dass am folgenden Donnerstagabend ein zweites Massentreffen stattfinden sollte.

Die begeisterte Reaktion der Portland-Leute auf die Nachricht, dass eine Organisation perfektioniert worden war, war weitaus größer, als irgendjemand für möglich gehalten hätte. In den folgenden Tagen wurden die neu gewählten Führer ständig von deutschen Männern und Frauen der Wolga aufgehalten, die ihr Glück bei der Schaffung der Gesellschaft zum Ausdruck brachten. Angesichts der Schwere der Krise in Russland wurden alle religiösen und persönlichen Unterschiede vergessen, und Menschen aller Konfessionen und aus allen Kolonien zeigten einen Geist der Harmonie und Zusammenarbeit, der wirklich bemerkenswert bleiben sollte. Der zukünftige Erfolg der Wolga-FHV lässt sich in hohem Maße durch die großartige Loyalität ihrer Mitglieder erklären, die in vielen anderen Gemeinden der Staaten zum Vorbild für Wolgadeutsche wurde.

Erwähnt werden sollte auch die wunderbare Hilfe der Pastoren der verschiedenen Kirchen. Rev. H. Hagelganz, Rev. George Zoeher und Rev. John H. Hopp, die Konfessionen der Kongregation hatten, Rev. Peter Yost von der Brüdergemeinde und Rev. Jacob Hergert, ein evangelischer Pastor, nahmen alle an den Gewerkschaftsversammlungen teil und Ihre unermüdliche Ermutigung, Beratung und Unterstützung waren für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Die Hymne "Was kann es schbnres geben und was kann seliger sein" , die immer zu Beginn aller Treffen gesungen wurde, drückte den Geist des Portland-Volkes wirklich aus.

Quellen

Emma Schwabenland Haynes,  Eine Geschichte der Wolga-FHV  (Lincoln, NE: Amerikanische Historische Gesellschaft der Deutschen aus Russland, 1982).

Bertrand M. Petenaude, Die große Show in Bololand: Die amerikanische Hilfsexpedition  nach Sowjetrußland in der Hungersnot von 1921 . Palo Alto, Kalifornien: Hoover Institution Press der Stanford University, 2002. stete Menschen. Die Hungersnot war sowohl auf natürliche als auch auf menschliche Ursachen zurückzuführen.

№ 453
СООБЩЕНИЕ СОБСТВЕННОГО КОРРЕСПОНДЕНТА «ИЗВЕСТИЙ»
«МОЩНЫМИ ПОТОКАМИ ЗЕРНА ОТВЕЧАЮТ НЕМЦЫ ПОВОЛЖЬЯ
НА КЛЕВЕТУ ГЕРМАНСКИХ ФАШИСТОВ»


22 июля 1933 г.
Энгельсу  21 июля. По телеграфу. Хлебный поток на элеваторы приня грандиозные размеры. Одни за другими идут обозы им. Тельмана — ответ колхозников Немреспублики на клевету германских фашистов. За одну пятидневку, с 15 по 20 июля, на ссып-пункты сдано 3389 ц — больше, чем за 2 декады (с 1 по 20) июля 1932 г.
15 643 ц приняли элеваторы республики к 20 июля. Впереди Марксштадский  кантон, сдавший уже 7333 ц зерна. За ним идет Мариенталь — 3194 и Зельманский — 1622 ц.
Марксштадский кантон сдал на 2728 ц больше, чем на 20 июля в прошлом году, Мариентальский — на 2345, Покровский — на 891, Зельманский —на 647 ц.
В ряде кантонов развернулась массовая косьба, молотьба, сдача пшеницы  альбидум.

Л. Лерд    Известия. 1933. 22 июля.

Индекс «Письма из ада» USA 1921 - 1924 гг.

4012/1042 Ротермель Пастор 20.06.22 18.01.23 Эндерс, Россия Благодарственное письмо Церковный совет подтверждает, что получил 5 1/2 партий продуктов питания на апрель, май, июнь и июль от Национального Лютеранский совет нуждающихся Эндерса. Мы просим, ​​чтобы это Благодарственное письмо будет опубликовано в американских газетах

4013/1043 Мюль А., школьный учитель 20.06.22 18.01.23 Эндерс, Россия Благодарственное письмо Церковный совет подтверждает, что получил 5 1/2 партий продуктов питания на апрель, май, июнь и июль от Национального Лютеранский совет нуждающихся Эндерса. Мы просим, ​​чтобы это Благодарственное письмо будет опубликовано в американских газетах.

4014/1044 Шнайдер Chistian X. 20.06.22 18.01.23 Эндерс, Россия Церковный совет подтверждает, что получил 5 1/2 партий продуктов питания на апрель, май, июнь и июль от Национального Лютеранский совет нуждающихся Эндерса. Мы просим, ​​чтобы это Благодарственное письмо будет опубликовано в американских газетах.

4015/1045 Шнайдер Генрих 20.06.22 18.01.23 Эндерс, Россия Благодарственное письмо Церковный совет подтверждает, что получил 5 1/2 партий продуктов питания на апрель, май, июнь и июль от НациональногоЛютеранский совет нуждающихся Эндерса. Мы просим, ​​чтобы это Благодарственное письмо будет опубликовано в американских газетах.

4016/1046 РУШ Johann Джо. 20.06.22 18.01.23 Эндерс, Россия Благодарственное письмо Церковный совет подтверждает получение 5 1/2 партий продуктов питания на апрель, май, июнь и июль от Национального Лютеранский совет нуждающихся Эндерса. Мы просим, ​​чтобы это Благодарственное письмо будет опубликовано в американских газетах.

4017/1047 Эрнст Д-р 20.06.22 18.01.23 Эндерс, Россия Благодарственное письмо Церковный совет подтверждает, что получил 5 1/2 партий продуктов питания на апрель, май, июнь и июль от Национального Лютеранский совет нуждающихся Эндерса. Мы просим, ​​чтобы это Благодарственное письмо будет опубликовано в американских газетах.

Die Welt-Post, Указатель писем из ада 30.08.1921 1/189

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Красноярское муниципальное образование.

51°39′34″ с. ш. 46°33′12″ в. д.HGЯO
с. Усть-Караман.
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