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Kleidung-Alltag

Kleidung-Alltag Staat im Staat:

In den Haushalts- und kulturellen Beziehungen stellt die deutsche Bevölkerung WD der Kolonien wie den Staat im Staat, - die ganz besondere und selbst einflussreiche Welt, heftig sich unterscheidend von der russischen es umgebenden Bevölkerung nach dem Glauben, nach der Sprache, nach dem Typ der Menschen, nach dem Charakter des Baus, nach der Kleidung, nach der ganzen Lebensordnung vor. Die Straßen in den deutschen Siedlungen sind Gerade und werden querlaufend- überquert, bilden damit die Quartale .
Ein typisches Kolonistenhaus wurde aus Holz oder Lehmziegeln gebaut. Holzhäuser baute man auf einem Steinfundament, das etwa die Höhe von 70 bis 100 cm hatte.
Das Kolonistenhaus wurde als Einzel- bzw. Doppelhaus gebaut und war in der Regel etwa 4,5 Meter breit und 14 bis 20 Meter lang. Die Innenhöhe betrug ca. 2,3 Meter.
Das Einzelhaus bestand aus zwei Räumen - einem Wohnraum und einer Diele, die gleichzeitig als Küche diente. Die Eingangstür führte direkt zur Küche.
Die Decke wurde aus Holzbrettern gebaut, die auf einem dicken Mittelbalken und den Außenwänden lagen. Auf die Holzbretter wurde eine dicke Schicht Lehm aufgetragen.
Die vielen Holzfenster wurden mit Fensterläden verziert. In die Öffnung der Raumzwischenwand
wurde ein großer Ofen eingebaut, der auf einem Fundament aus den gebrannten Klinkern stand.
In den Ofen wurden 2 Kessel aus Gusseisen eingebaut. Das Essen wurde auf den Herd zubereitet.
Der Ofen wurde mit Lehm bestrichen und weiß gekalkt.
Der Fußboden und die Wände im Haus wurden ebenso mit Lehm bestrichen. Die Behausungen, nach der inneren Anordnung, der Lage und der Sauberkeit, unterscheiden sich von den Russen:# in ihnen gibt es weder der Schlafkammern, noch des riesigen russischen Ofens; die Fußböden sind gefegt
und beim Eingang vom frischen Sand immer ausgefegt. Die Kolonisten sind Jäger zur bunten Ausstattung der Zimmer: die Tische, die Bank, die Truhen, die Schränke,oft Fensterläden
und die Türen schimmern von den hellen Farben bunt.
In jedem Haus im Winkel des besten Zimmers kostet das hohe Doppelbett mit dem bunten Bettvorhang, in der Masse der Kissen und ist es gerührt federn hoch; hier wird der Chef der Familie
mit der Ehefrau unterbracht; die übrigen Mitglieder werden für die Nacht auf dem Fußboden hier
oder in anderen Zimmer aufgestellt.
Die Kleidung der Kolonisten der Männer besteht:

Im Sommer- - aus der Schirmmütze, des weißen Hemdes, dunkel-blau, Hosen in braun oder schwarz Art, der schwarzen oder bunten Weste, mit den Glas- oder metallischen Knöpfen, aus dem Kaftan- langer Mantel, oder Jacke dunklen Materie; Bastschuhe tragen sie nicht; den Bart und die Schnurrbärte rasieren. Die Frauen tragen im Sommer kurz, dunkel-blau, und nach den Feiertagen farbig, Leinwand, des häuslichen Erzeugnisses des Rockes, die Schürzen, die weißen Hemde und die Jacken, der vorzugsweise dunklen Farben, auf dem Kopf - das Tuch, und auf den Beinen - die weißen, blauen oder bunten Strümpfe, der Arbeit.

Im Winter gehen die Deutschen mit Schafpelze, die Pelzjacken und die Pelzmützen. Nach dem Charakter leben die Kolonisten ganz geschlossenen und eifersüchtig behüten die Nationalität, sich nach Möglichkeit von jeder Berührung mit dem Leben der umgebenden Bevölkerung entfernend,oder geringschätzig den ganzen Russen nicht selten anfeindend.
Die Masse weiß nicht und will die russische Sprache nicht wissen; es ist nichts schon und darüber zu sagen, dass die Kolonisten von den Ehen mit welcher Völkerschaft nicht gemischt werden.
Mehrere Jahrhunderte Jahre haben sie gewohnt, sich mit dem Leben des russischen Volkes,
nicht mit dem sie beherbergenden Land nicht berührend, haben nicht gelernt, sie gern zu haben
und, für die Heimat zu halten.
Nach dem äusserlichen Komfort und dem Wohlstand der Bewohner, die deutsche kолоnie übertreffen die russischen Siedlungen, aber die Gerechtigkeit fordert, zu bezeichnen, dass, als sind geliefert in solche außerordentlich günstigen Bedingungen bei der am meisten seinen Entstehung und später die lange Zeit benutzend solche Ermäßigungen, welcher anderen Bewohner des Randes nicht gegeben war, sie in seiner Entwicklung noch viel mehr dazukommen könnten.
Zur wesentlichen Beschäftigung der Kolonisten dient die Agro Landschaft und insbesondere Tabakanbau, verschiedene Handwerke: Schmiede, Schlosser-, tischler-, Weber- und etc.
Die Weise des Besitzes der Erde ist kommunal.
Die Kleidung der Männer war früher aus alten Heimat mitgebracht.Lederschuhe mit Schnallen
für den Sonntag und Holzschuhe für den Werktag,die Beinkleider(Hosen),die Weste mit silbernen Knöpfen und der Rock (Frack) waren aus blauen Tuch,das Hemd Deutsch:

und wenn Sie gerade kein Geld hatte,gehört sie der Handelstube -Bude,bis zur neuer Ernte.
Ein Anziehung von feinem Tricot, feine Wäsche, ein weißer oder farbiger Strohhut, nette Stiefeletten, die ist gewöhnlich die Kleidung eines wohlhabenden Kolonisten. Die Ärzte müssen sich nach der Decke aussuchen, und anstellen Tricot Vucks und andere billige Sachen.
Im Winter kommst du zu der Reichen noch ein Paletot oder Wolfspelz, bei den Armen ein Schafspelz. Vielfältiger und umfangreicher ist die Kleidung der Kolonistinnen.
Die Schuhe, Strümpfe, Hemden, Röcke, Jacken und Mäntel der Frauen und Mädchen sind bunt geschnitten, aber sie sind nicht so dick wie sie sind.
Die Reichen tragen Kleider von Seide und anderen teuren Geweben, die Ähren kaufen gewöhnlich Baumwollwolefzeug zur Kleidung. Die Kopftücher sind auch bei den Unberechtigten meiststens aus Seide. Auch fange die Mädchen, besonders im Beresan, an einem schönen Ort, auch ganz modern.In vielen Kolonien gibt es auch reiche Kolonistöchter, die 60-70 Kleider (Röcke) in ihrer Garderobe haben.

Bei den Katholiken tragen die Frauen und Mädchen, als Halsschmuck, silberne oder goldene Kreuzchen und Medaillons. Hier ist abgebildet ein Bild
"Siedlung Wolgadeutsche- Herrnhuter "nah von See Sarpa .

*

*

Da in seiner Mündung siedelten von14.09.1765 bis 1892 .
Die Herrnhuter Brüdergemeine (oft auch lateinisch Unitas Fratrum;
Evangelische oder Erneuerte Brüder-Unität, englisch Moravian Church) ist eine aus der böhmischen Reformation (Böhmische Brüder) herkommende überkonfessionell-christliche Glaubensbewegung, welche vom Protestantismus und dem späteren Pietismus geprägt wurde.

T r a c h t e n. Es gibt alte, Redensarten wie: „Unser Bauer un sa Peifgehörtz’samme,wie Mann
un Fraa
“,oder: Sa Fraa un sa Gäul un sa Peif verlehnt mr net.Aberalles ist veränderlich.
Immerhin hält er auch an seinen äußeren Gewohnheiten und Trachten zäh fest,den Ansprüchen
d
er Zeit und Verhältnisse nur ungern und langsam sich fügend. Die althergebrachten Trachten hielten sich lange, wie dieUmstände es nur erlaubten. Und heutenoch ruhen in den Truhen der Großmütter, ganz unten auf dem Boden, uralte Trachtenstücke, wie sievor 100 bis 150 Jahren nach Urväterart getragen wurden. Jedoch das rauhe Klima und dieanders gearteten Stoffe, sowie der Zeitgeist zwangen gebieterisch zu Reformen. Dergewohnte Tuchmantelmußtedem Schafspelz, dieniedrigen Schnallenschuhe den hohen Schaftstiefeln odergar Filzstiefeln, der breitkrämpige Hut der Pelzmütze den Platz räumen. Aber auch die Neuerungen in der Tracht behalten ihr eigenartiges Gepräge.Soziehtdenn der Wolgadeutschein folgender äußerer Aufmachung an unserem Auge vorüber:Auf dem Kopf im Sommer eine Schildermützeeigenartigen Schnitts, in den Kolonien selbstverfertigt; in manchen Gegenden istes ein schwarzer Hut aus Tuch, namentlich Sonntags:
bei
derFeldarbeit eineinfacher, einheimischer Strohhut. Als Sonntagskleider tragen die Männer
und Burschen vielfach städtische Anzüge, aber auch noch lange, schwarze oder dunkelgraue Bratenröcke, geschlossene Westen und enge Beinkleider (Hosen) aus ein und demselben Tuch
oder Baumwollstoff (Mileskin oder Kisnet). DieBeinkleider werden gewöhnlich in diehohen Stiefelschäfte eingeschlagen. Das Hemdist das einzige Kleidungsstück, das neuerdings stark verrußtist:
es ist ganz
faltenlos und hat einen stehenden Kragen, der an der linken Schulter zugeknöpft wird.
Aber auch dieser Schnitt weicht schon wesentlich vom russischen Vorbilde ab. Neben demrussischenHemde erhält sichjedoch auch das deutsche weiter. Als Werktagsunterkleider werden im Winter,Frühling und Herbst Überzieher (allerdings Kaftan“genannt, aber von deutschem Schnitt),mse,Westen und Hosen aus selbstgewebtem, grauem oder blaugefärbtem grobem Wollstoff (Suknetuch) getragen, im Sommer dieselben Kleider,vielfach aus selbst-[9]gewebter und blaugefärbter Leinwand, sonst aus grauem oder schwarzem Fabrikstoff,zum Teil auch aus den Kolonien selbst stammend. Im Sommer tragen Mann und Frau, grob und klein, selbstgestrickte und selbstgesohlte leichte Schuhe.Die Frauen trugen bis vor kurzem als Sonntagsstaat ihre Biedermeiertrachten in der Form von anno dazumal, weite Faltenröcke, kurze, weite Jacken, große Faltenschürzen, oft aus feinem schwarzem Wollstoff (Kaschmir), auf dem Kopf ein Tüchlein mit einer Blume, die Mädchen helle, die Frauen schwarze. Im Winter tragen die älteren Frauen heute noch Sonntags einen schwarzen,gefütterten Tuchmantel (Pelzgenannt) mit einem großen Fuchskragen, auf dem Kopf ein großes warmes Tuch, einen Schal. Die Mädchen tragen heute städtisch zugeschnittene gefütterte, ziemlich kurze Tuchjacken,Koftoder Geesch“genannt. Werktags tragen alle Frauen gewöhnlich eine gehäkelte Untertaille,Mutzegenannt, darüber eine kurze, gefütterte Jacke aus Fabrikstoff mit enger Taille,Koftchegenannt, oder auch einen faltenlosen gelben Schafspelz. AlsFußwerk tragen sie halbhohe Schuhe mit Gummistoffeinsatz an den Seiten, darüber häufig Gummischuhe. Im Winter tragen alle Filzstiefel, die Frauen meist schwarze.

Das Volksleben der Wolgadeutschen / P. Sinner (Pokrowsk)


Арндт (Горобцова) Е.А. Национальный костюм немцев Поволжья
(Конец XVIII-начало XX вв.)   Москва 2015
    https://t1p.de/5ryn

Das Alltagsleben der Deutschen Kolonisten

Wolgadeutsche sind Nachkommen deutscher Einwanderer, die im Russischen Reich unter der Regierung Katharinas der Großen an der unteren Wolga ansässig wurden. In der Gesamtzahl der Russlanddeutschen bilden sie einen Anteil von 25 %. Das Zentrum der Wolgadeutschen war die Stadt Pokrowsk (seit 1931 Engels). Zwischen 1924 und 1941 waren sie innerhalb der Sowjetunion in der Wolgadeutschen Republik organisiert.
Die Bundesrepublik Deutschland ermöglichte den Wolgadeutschen seit den 1970er Jahren die Einreise und die Einbürgerung (siehe auch Bundesvertriebenengesetz).

Deutsche Volksgruppen - Deutsche Volksgruppen (deutsche-volksgruppen.de)

Hier füge ich ein Original Kopie Brief aus der "Vergangenheit "vom ein Bewohner des Nachbar Kolonie Schweb- Sunonerffba (Andreas Rennefeld) von den Inhalt des Briefes an seine Verwanten nach Deutschland 1788 :

Jesus zum Gruß.

Herzlich geliebtes Geschwister und Freunde. Mein innigster Wunsch ist, dass euch diese wenigen Zeilen in gutem Wohlsein antreffen, es wird euch wie ich glaube. Die Zeit ziemlich lang geworden sein, ehe mein Versprechen an euch in Erfüllung gekommen. Bei dieser Gelegenheit nun, woran es bis hierher gemangelt, sehe ich mich verbunden, euch zu berichten, wie um mich steht. Meine erste Frau, mit welcher ich 2 Söhne und 3 Töchter erzeuge, ist im Jahre 1770 gestorben, die beiden Söhne sind ebenfalls in der Ewigkeit, die 3 Töchter sind verheiratet. Zum andern mal habe ich mich verheiratet an unser Nachbar Christian Grassmanns älteste Tochter, Maria Rosina, und mit derselben bisher erzeugt 2 Söhne und 5 Töchter, wovon ebenfalls 1 Sohn und 1 Tochter gestorben.
Der Schwiegervater Grassmann ist bereit 6 Jahr tot, die Schwiegermutter lebt noch und ist wieder verheiratet, der Schwager Christian und Hennierietta sind verheiratet. Was meinen Stand anbetrifft, so lebe ich im Bauernstandes, und habe Gott sei Dank Äcker, Wiesen Pferde, Kühe und andere Vieh so viel, ja mehr als ich bestreiten kann, habe also noch nie über Mangel zu klagen Ursache gehabt.
Kirch und Schulen haben wir auch, und habe nach der Haupt Kirche ungefähr eine Stunde zu fahren. Der Platz meiner Wohnung ist Sunonereffba - wohn weit der Genommene Stadt Saratow, gen seit den Wolga ausström am großen Karmann Fluss gelegen. Unsere Reise von Roßlau bis hierher auf den Wohnplatz hat gedauert von März 1766 bis zum Juli 1767.
Die Wettern ist hier im Winter sehr kalt im Sommer wiederum sehr warm, die Felder sind fruchtbar,
und Lebensmittel in einem billigen Preise. Was mein hinterlassenes Haus in Oranienbaum, sei euch geliebtes Geschwister geschenkt, verkauftet das selbige und teilen das Geld unter euch als einen Beweis meiner Brüderlichen Liebe, welche ich an noch gegen euch geliebtes Geschwister noch habe. Übrigens grüße wie auch mein' Weib und Kinder auch Vater und Mutter, wo sie anders noch leben euch geliebte Brüder und Schwestern, Schwäger und Schwägerinnen, Gevattern und sonst gute Freunde viele Tausendmal und empfehle euch in die Obhut Gottes, der segne euch an Leib und Seel, er segne euren Aus und Eingang von nun an bis in Ewigkeit, lebet wohl, ich verbleibe euer Treuer und wohlmeinender Sohn, Bruder, Schwager und Gevatter und Freund bis in den Tod.

Andreas Rennefeld Sunonerffba am 3-tenn Juli 1788.
Wenn ihr wider an mich schreibet, müsset ihr ein Kuvert oder Umschlag um den Brief machen, die Adresse auf den Kobert aber an Herrn Georg Heinrich Rieger, machen, abzugeben am H. H. Emmendörfer Gastgeber in der Stad Ansbach in Franckfurt am Mein.
P. S. noch mahl bitte ich euch, daß ihr mir mit dieser Gelegenheit wieder schreibet und es ja nicht versäumet, denn dieser Oben erwehnter H. Rieger, ist ein Bevollmächtigter von unserer Höchster Obrigkeit hin aus geschickt, und Er wohnet nur eine viertel Stunde von mir- An David Reinefeld – Bürger Einwohner in Oranienbaum bei Dessau.

https://forum.wolgadeutsche.net/viewtopic.php?f=176&t=1971&start=60

Noch ein Ein Brief aus der Vergangenheit Linjovo See,(k. Hussenbach)

Der Ort liegt westlich der Wolga an den Hängen des Höhenzuges Wolgaplatte an den Ufern des Flusses Medwediza sowie am See Linjowo. den 26.05.1776
Lieber Hans!

Ich freue mich darüber, dass ich endlich dir einen Brief schreiben kann! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesehen! Wie du dich erinnerst, kam ich vor 9 Jahren nach Russland an, fern und unbekannt,und fasste festen Fuß an der Wolga. Seitdem sind Jahre vergangen und es passierte so viel,
dass es in einem Brief kaum zu beschreiben ist.
Aber ich möchte dir doch über mein Leben hier in Russland erzählen.

Wie du weißt, fuhren wir nach Russland, um das Neuland zu erschließen und Viehzucht zu treiben.
In Russland gab es viel fruchtbares Land. Aber es lebten hier zu wenig Menschen, die das bearbeiten konnten. Wir folgten der Einladung der russischen Zarin Katharina II. Sie versprach uns günstige Bedingungen, auch einen politischen Sonderstatus, der das Recht auf Beibehaltung des Deutschen als Verwaltungssprache, die Selbstverwaltung und die Befreiung vom Militärdienst.

Der Weg bis zum neuen Wohnort war nicht leicht. Über die Ostsee nach Sankt-Petersburg.
Von dort fuhren wir mit den Pferdewagen weiter. Die Reise dauerte ein ganzes Jahr!
Und sie war nicht einfach. Also, am 4. Mai 1766 kamen wir, die verzweifelten Glücksfinder, nach Oranienbaum mit unserem Vorsteher Jakob Hussenbach an. In unserem Heimatland war er Schneider im Frankfurt am Main. Und im nächsten Jahr gründete unsere Gruppe die Kolonie “Hussenbach”.
Ich weiß, dass die andere Gruppe unserer Landsleute, die am 18. Juni dieses Jahres aus Lübeck
mit dem Schiff «Anna Katharina» mit Vorsteher Johannes Keller nach Russland ankam,
gründete die Kolonie “Keller”. Die kürzeste Reise hatten die Deutschen, die in Kolonien in der Nähe von Sankt-Petersburg blieben. Wir aber fuhren weiter - an die Wolga.

Viele Deutsche gingen zur Wolga, und ich und noch viele meiner Landsleute landeten am gewünschten Ziel. Wir liessen uns nicht weit von dem Fluss Medwediza nieder. Es ist nicht weit von Saratow.
Es waren 118 Familien, viele, genauso wie ich aus Sachsen, es gaben Leute aus Brandenburg, Darmstadt und Pfalz. Anfangs war es nicht so einfach, wie wir uns das vorstellten.
Das Klima in Russland ist hart. Wir kamen im Frühjahr, es war kalt. Wir, Lutheraner, siedelten uns zusammen. In den ersten fünf Jahren hausten wir in den Unterständen. Mit großer Mühe brachten wir unser Leben in Gang. Der kalte Winter, im Frühjahr und im Sommer oft Dürre. Wir hatten keine Technik und kein Vieh. Zuerst war es schwierig, aber dann Jahr für Jahr wurde es besser.
Im Sommer säten wir Roggen. Oft brachten wir eine gute Ernte ein und lebten uns ein.
Anfangs hiess unsere Kolonie Hussenbach. Aber dann bekam sie den russischen Namen «Linjovo See».
Man kann sagen, dass wir Glück hatten. Kurz von unserer Ankunft an die Wolga grief eine Bande von Räubern auf die Deutschen Kolonien und fast vollständig raubte sie aus. Viele Kolonisten beschliessen sogar aus Verzweiflung im Winter 1767 Russland zu verlassen und wieder nach Deutschland zurückzukommen. Wir hatten aber ein gesegnetes Jahr. Auf heute haben wir schon Pferde, Rinder, Kühe und Kälber, Schafe und Schweine. Jeder Bauer pflanzte einen Baum neben seinem Haus.
Wir achten darauf, das alles sauber war. Unser Vorsteher Jakob Hussenbach ist ein sehr guter Mensch. Solch ein Mensch muß erst gefunden werden! Er versteht seine Sache!
Er wurde zum Vorsteher noch bei der Verladung auf das Schiff in Deutschland ernannt.
Weiss du, Hans, wie oft dachte ich an meine Heimat?
Mit Sehnsucht und Heimweh schlief ich ein. In Träumen sah ich wieder und wieder mein Heimatdorf in Sachsen, meine Eltern. Ich hoffe darauf, dass harte Jahren sind schon vergangen.
Jetzt bin ich glücklich. Wir schätzen hoch alles , was wir mitbrachten. Das sind unsere Sprache, Kultur, Bräuche, Küche. Wir haben im Dorf den dramatischen Zirkel. Kaum zu glauben, ich wusste gar nicht, dass ich das schauspielerische Talent habe! Mein Freund Johann Streck aus Brandenburg singt wunderbar, und meine Nachbarn Elisabeth und Heinrich Leis aus Darmstadt und viele andere tanzen. Wir geben sogar Konzerte. Aus diesen feierlichen Anlässen ziehen wir unsere beste Kleidung an.
Vor drei Jahren bauten wir eine Schule. Jetzt gehen alle Dorfkinder in die Schule.
Unser sehnlichster Wunsch ist eine Kirche zu bauen. Russland wurde für mich zur zweiten Heimat geworden. Hier habe ich Freunde. Hier fand ich meine Liebe, Katharina. Und vor kurzem brachte meine liebe Frau ein Mädchen zur Welt.
Es heisst Emma, genauso wie meine heissgeliebte Mutter. Mein Herz freut sich!
Ich fühle, dass die Schicksale Deuschlands und Russlands eng verbunden sind.
Ich liebe meine Heimat – Deutschland, aber in Russland fand ich mein Glück.
Jetzt habe ich zwei Heimaten. Du kannst dich nicht vorstellen, wie schön dieses Land ist: grenzenlose Wolgasteppen, Wiesen, Gräser! Ich bin der Bauer, und ich hoffe darauf, dass du mich verstehst:die Seele des Bauern - mit der Erde. Nun, das wäre alles, was ich erzählen wollte.
Wie geht es dir?
Wie ist deine Familie?
Wie sind meine alten Eltern?
Ich liebe sie. Schreibe mir, ich warte deinen Brief mit Ungeduld! Mögest du glücklich sein!
Dein Bruder Thomas.
*

Ankunft der ersten Siedler

Schon in den Jahren 1764–1767
wanderten rund 30.000 Deutsche – inklusive einer kleineren Anzahl von Franzosen,
Niederländern und Schweden – nach Russland aus. Tausende überlebten die Strapazen, den Hunger und die Krankheiten während der langen Reise nicht. Erst bei der Ankunft wurde vielen klar, dass sie nicht mehr zu der Sorte von Einwanderern gehören sollten, die sich die Zaren in den Jahrhunderten zuvor ins Land geholt hatten.
Weder durften die Handwerker unter ihnen ihren erlernten Beruf in den Städten ausüben, noch durften die Bauern sich selbst den Flecken Erde wählen, an dem sie sich niederließen.
Stattdessen wurden einige dieser ersten Siedler in die ländliche Region um St. Petersburg, der überwiegende Teil aber ins Wolgagebiet bei Saratow geführt, wo alle dazu bestimmt waren, eine landwirtschaftliche Tätigkeit auszuüben. Pro Familie bekamen die Kolonisten etwa 30 Hektar Land zugesprochen, wobei jedoch Klima und Bodenbeschaffenheit dieses Landes völlig anders waren, als man es aus den heimatlichen Gebieten kannte.

So berichtet der Zeitzeuge C. Züge:

„Unser Führer rief halt! Worüber wir uns sehr wunderten, weil es zum Nachtlager noch zu früh war; unsere Verwunderung ging aber bald in Staunen und Schrecken über, als man uns sagte, dass wir hier am Ziele unserer Reise wären. Erschrocken blickten wir einander an, uns hier in einer Wildniß zu sehen, welche, so weit das Auge reichte, außer einem kleinen Walde, nichts als fast drei Schuh hohes Gras zeigte. Keins von uns machte Anstalt von seinem Roße oder Wagen herabzusteigen, und als das erste allgemeine Schrecken sich ein wenig verloren hatte, las man auf allen Gesichtern den Wunsch, wieder umlenken zu können…
Das ist also das Paradies, das uns die russischen Werber in Lübeck verhießen, sagte einer meiner Leidensgefährten mit trauriger Miene! (…) Es war freilich eine Torheit von uns gewesen,
dass wir uns in Russlands unbewohnten Gegenden einen Garten Eden dachten; die Täuschung war aber dagegen auch allzu groß, dafür eine Steppe zu finden, die auch nicht einmal den mäßigsten Forderungen entsprach. Wir bemerkten in dieser unwirthbaren Gegend nicht die geringste Anstalt zu unserer Aufnahme, sahen auch im Verlauf mehrerer Tage keine machen, und doch schien bei dem nicht mehr fernen Winter; Eile nötig zu sein.“[3]

Diese Beschreibung bezeugt die Pionierleistung, die die zu Beginn (1773) 25.781 Einwohner der 104 neuen Dörfer im Wolgagebiet erbringen mussten, um zu überleben. Viele überlebten jedoch nicht. Neben den klimatischen Verhältnissen, Schädlingen und Seuchen stellte sich als weiteres Problem die strategische Lage heraus, denn es kam immer wieder zu Überfällen durch Reiternomaden („Kirgisen“) aus dem Osten, die ganze Siedlungen zerstörten und ihre Einwohner raubten und versklavten.
Durch Gefangenschaft, Krankheit und Flucht dezimierte sich die Zahl der Siedler allein innerhalb der ersten zehn Jahre um mehr als 7000 Menschen.
Die russische Regierung versuchte der Entwicklung durch weitere Kredite, aber auch durch die Enteignung von Bauern, die sie als untauglich befand, entgegenzuwirken.
Die verbleibenden Siedler durften sich fortan selbst verwalten, indem sie ihre eigenen Dorf- und Oberschulzen wählten.
Briefen1768 nach Deutschland 20 Stück in  pdf zu lesen :

https://wolgadeutsche.net/bibliothek/DjVu/Briefe_ueber_die_Auswanderung_der_Unterthanen_besonders_nach_Russland_1768.pdf

Siedler im Wolgagebiet:
Trotz aller Schwierigkeiten machten die Siedler im Wolgagebiet Fortschritte.
Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein „bescheidener Wohlstand“ (1) erreicht.
Die Ernten wurden besser und die Bevölkerungszahl stieg um ein Vielfaches an, so dass im Jahre 1815 60.000, im Jahre 1850 dann gar 165.000 Menschen in den Mutter- und neu entstandenen Tochterkolonien (dazu weitere Neuansiedlungen wie Am Trakt und Alt-Samara) lebten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch wuchsen wieder die wirtschaftlichen Probleme,
was vor allem an einer Agrarverfassung lag, die sich als nicht nachhaltig erwies.
Land war nämlich hier nie Privateigentum, sondern wurde immer nur zur Verfügung gestellt – zuerst von der Krone, später von der Gemeinde, die immer wieder aufs Neue für eine möglichst gerechte Verteilung zu sorgen hatte.
Diese Umteilungsgemeinde hatte sich nach der Abschaffung der Leibeigenschaft zuvor schon bei den meisten russischen Bauern entwickelt.
Begünstigt durch Bevölkerungswachstum und mangelnder Alternativen, eine Arbeit außerhalb der Landwirtschaft zu finden, ergab sich das Problem, dass mit der Zeit immer weniger Kolonistenland für immer mehr Bauern zur Verfügung stand.
Landzukäufe konnte man sich kaum leisten, stattdessen wurde das vorhandene Land umso intensiver genutzt und teilweise ausgelaugt. Dies war mitverantwortlich für die Missernten und Hungerjahre in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts .
*
Im Laufe der ersten Jahre sind einige Siedler weggezogen, andere zogen wiederum aus den Nachbardörfern nach Enders. Da die Wiesenseite in der Nähe des Flusses einen Sumpfboden aufwies und reich an Vegetation war, hatten die Siedler die Wiesen als Viehweide benutzt.
Der an die Wiesen anschließende Steppenboden wurde für den Getreideanbau benutzt.


Später kam noch der Anbau von Tabak , Kürbisen und auch reiche Wassermelonen-Ernte dazu.
Die Häuser waren aus Holz und mit einem Zaun versehen. Üblicherweise hatten die meisten Höfe Getreidespeicher, einen Stall, Vorgärten mit Gemüse, viele Kolonisten hatten auch Obstgärten.

Описание Колоний в Саратовской Губернии
поселенных Санкт-петербургский журнал,
No 7, 1805 г., с. 102-129.

11.Образ жизни колонистов.
При поселении колонистов построены им были от казны деревянные дома с
соломенными крышами, а в колонии Розсоши, где поселились Французы из жженого
кирпича. Ныне многие казенные дома уже перестроены, а те, кои остались
неперестроенными, пришли в упадок по бедности хозяев.
Коронный дом в Шталь
Stahl am Tarlyk.
Фото 1908 г.



Коронный дом Пауля Обендорфера, в настоящее время (1908 г.) в собственности сыновей умершегоИоганна Готфрида Зиннера в Шталь. Дом этот 3 фадена в длину и 3 фадена в ширину [фаден - немецкое название линейной натуральной меры, приблизительно равной 1,76 м; соответствует русской маховой сажени]; окна 1 аршин и 5 вершков в высоту и 1 вершок в ширину. Сени являются более поздней пристройкой.
Коронный дом в Боргарде. Вид с теневой стороны.
Фото 1908 г.
Дом этот 8 ½ аршин длины и 8 ¾ аршин ширины. Окна 1 аршин и 1 вершок высоты и 12 вершков ширины. В высоту этот дом 2 фадена. Первым владельцем был Иоганнес Герлах, кузнец. Он не принадлежал к Боргардской общине и получил этот дом от Короны в подарок. В настоящее время (1908г.) этот дом принадлежит вдове Елизавете Хельм, урожденной Шерер из Боргарда.
Тот же коронный дом в Боргарде. Вид с солнечной стороны.
Фото 1908 г.
Фото публикуются по: Volksfreund Kalender für das Jahr 1910. Saratow. S. 160-162.

https://wolgadeutsche.net/bibliothek/artikel/Opisanie_kolonij_v_Saratowskoj_gubernii_poselennych.pdf#1

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PS:Letzte Aktualisierung : 13.03.2024 *

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Landkarte  
  413163,
Саратовская область,
Энгельсский муниципальный район,
Красноярское муниципальное образование.

51°39′34″ с. ш. 46°33′12″ в. д.HGЯO
с. Усть-Караман.
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